Autorin: Fiona Feuz
Vom Laptop zum Sitzungszimmer, vom Kaffee vor deinem PC zum Kaffee im Pausenraum aus der multifunktionellen Nespresso-Maschine – mit den Impfungen und Tests kehren die Live-Events zurück und damit auch unweigerlich das berufliche Netzwerken. Denn jede weiss: Netzwerken hilft, die Chancen in der Arbeitswelt zu verbessern. Oder wie jemand Unbekanntes mal sagte: Your network is your net worth.
Nur leider bin ich eine absolute Niete darin. Meist verschiebe ich mich nach einer Veranstaltung in eine Ecke des Raums und versuche möglichst unauffällig mein Glas Wein zu trinken oder ich klammere mich an die Personen, die ich sowieso schon kenne. Sehe ich jemanden, dessen Bekanntschaft ich wirklich spannend fände, traue ich mich nicht, diese Person anzusprechen. Und wenn ich mich dann doch überwinde, mit jemand „Fremden“ ins Gespräch zu kommen, dann weiss ich nicht, wie ich mich galant verabschieden und weitergehen kann, ohne der Person auf die Füsse zu treten – was meist zu unangenehmen Schweigeminuten führt. Dies kam auch vor ein paar Wochen bei einem Abend mit meinen Freundinnen nach einigen Gläsern Wein zur Sprache und dabei stellte sich heraus: Die meisten meiner Freundinnen kennen meine Situation bestens. Da stellt sich doch die Frage, ob wir Frauen einfach schlechter darin sind, erfolgreich zu netzwerken?
Geht es nach Karin Kreuzter, Professorin für Social Business der EBS Universität, ist das tatsächlich so. Und zwar deshalb, weil Frauen ihr Netzwerk weniger instrumentalisieren. Das heisst, wir haben zwar ein Netzwerk, aber wir würden dieses nicht zum eigenen Vorteil nutzen. Oft sind Frauen gar bereit, mehr in ihr Netzwerk zu investieren, als davon zu bekommen. Mein Kopf nickt automatisch, als ich diesen Artikel lese. Dies habe ich gerade letztens selbst erlebt – ich hatte eine rechtliche Frage und ein Freund von mir ist Anwalt. Aber ich benötigte meine ganze Überwindung, um ihn um Hilfe zu bitten, weil ich mir so vorkam, als würde ich ihn ausnutzen.
Auch Arbeitspsychologin Karin Kauffeld betont, dass Frauen mehr Mühe damit haben, ein Netzwerk zu nutzen, aber gut darin sind, ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Nur, Frauen fokussieren sich bei ihrem Netzwerk mehr auf Personen der gleichen Stufe, während Männer häufig Personen in höheren Positionen zu ihrem Netzwerk zählen. Auch hier nicke ich.
Aber wie ist es dann möglich, erfolgreich zu netzwerken? Gehe ich auf Google-Suche, entdecke ich unzählige Ratgeber und Ratschlag-Seiten. Tipps wie: Besuchen Sie Netzwerk-Veranstaltungen, gehen Sie bewusst auf Personen zu, lasse Sie sich von einer Freundin vorstellen, finde ich zuhauf. Aber da gibt es einen Tipp, der mir immer wieder ins Auge sticht: Knüpfe gezielt Kontakte. Es ist nicht wichtig, am Ende eines Apéros zehn Visitenkarten in seine Tasche zu stopfen – wer hat überhaupt noch Visitenkarten? Es ist nicht wichtig, wie eine Biene von Blume zu Blume zu hüpfen – sondern mit der einen Person zu sprechen, die du gerne kennenlernen möchtest. Qualität über Quantität sozusagen. Und das bedeutet, dass es nicht darum geht, nach einer Veranstaltung panisch schnell jemanden zu finden, mit der oder dem du sprechen kannst, sondern dass es total in Ordnung ist, sich einmal umzusehen und die Leute zu beobachten, ehe du eine Gruppe findest, die dich interessiert. Und dann gezielt darauf zugehen. So erscheint das Ganze nicht mehr ganz so einschüchternd. Darauf Prost!