Einige Berufe werden auch heute noch seltener von Frauen ausgeübt. Wir haben mit Frauen gesprochen, die in sogenannten „Männerdomänen“ arbeiten. Sie stellen ihren Traumberuf vor und ermutigen andere Frauen, ihren Träumen zu folgen – so auch Nadja Kämpf.
Liebe Nadja, danke, dass du dir Zeit genommen hast, von deiner beruflichen Tätigkeit zu erzählen. Du bist Softwareingenieurin im Robotik Bereich. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?
Nach dem Gymnasium wollte ich ursprünglich Biomedizin studieren, habe mich dann aber für Maschinenbau eingeschrieben, weil dieser Bachelorstudiengang mehr Optionen für den Master offen lässt. Tatsächlich habe ich mich später mehr für die Robotik interessiert und habe einen Master in Robotics, Systems und Control abgeschlossen. In diesem Bereich habe ich schliesslich eine Stelle in Zürich gefunden, wo ich seit 2 Jahren arbeite.
Wie ist es dir während des Studiums ergangen?
Das Studium war sehr zeitintensiv und erforderte viel Disziplin, insbesondere während der Semesterferien und Lernphasen, in welcher andere Studierende anderen Tätigkeiten nachgehen. Da müssen jedoch alle durch, die sich an der ETH für ein Studium anmelden.
Wie hat dein Umfeld auf deinen Berufswunsch reagiert?
Meine Familie hat mich bei meiner Studienwahl sehr unterstützt. Ich habe jedoch auch einige Kollegen, die sich etwas kritischer äusserten und meinten, Maschinenbau würde nicht wirklich zu mir passen.
Ich glaube aber, dass es auch bei der Berufswahl meist mehrere richtige Wege und nicht nur die eine richtige Entscheidung gibt.
Gibt es Momente, in denen du spürst, dass du als Frau in diesem Beruf in der Minderheit bist?
Im Studium war dies nur relativ selten der Fall. Da jährlich ungefähr 500 Studierende neu mit Maschinenbau beginnen, trifft man auch bei einer Frauenquote von 12% auf nette Kolleginnen. In solch grossen Studienprogrammen bilden sich zwangsläufig kleine Grüppchen, in unserem waren die Frauen in der Überzahl. Die Frauen im Studium lernte ich auch durch verschiedene Events, welche Firmen im Rahmen von Diversity Programmen organisieren, schnell kennen.
Bei der Arbeit hingegen spüre ich eher, dass Frauen in der Minderheit sind, zeitweise war ich die einzige Frau in unserem Team. Mittlerweile habe ich mich jedoch etwas daran gewöhnt und pflege auch Kontakte zu Frauen aus anderen Teams der selben Firma.
Was müsste verändert werden, damit du dich als Frau noch wohler fühlst oder gefühlt hättest?
An der Hochschule gelten für alle Studierenden die gleichen Massstäbe.
Im Beruf jedoch sind die Rahmenbedingungen anders als im Studium. Hier hängt viel von den Vorgesetzten, dem Team und dem eigenen Verhandlungsgeschick ab, was leicht zu Konflikten führen kann. Der vermehrte Einsatz von strukturierteren Beurteilungen könnte helfen, Konflikte bereits im Vorfeld zu vermeiden.
Ob sich eine Person, egal welcher Minderheit sie angehört, in einem Team wohl fühlt, hängt oft von der Teamkultur ab. Ich denke, es wäre wichtig, gerade bei internen Konflikten vermehrt auf diese Personen zu hören und ihre Anliegen zur Verbesserung der Situation im Team ernst zu nehmen.
Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?
Bei meiner Arbeit schätzte ich die Möglichkeit an interessanten Projekten mitzuwirken und den Austausch mit Personen mit anderem Hintergrund und Ideen.
Gibt es etwas, dass du anderen Frauen auf den Weg geben willst, die den gleichen Beruf ausüben wollen?
In meinem Umfeld hatten und haben relativ viele Frauen mit Selbstzweifeln zu kämpfen, sowohl während des Studiums als auch später. Versucht, eure Leistungen objektiv zu beurteilen, oft gibt es keinen Grund für diese Zweifel.
Ausserdem finde ich es wichtig, sofort anzusprechen, wenn man sich ungleich oder schlecht behandelt fühlt. Manchmal können so weitere Unannehmlichkeiten vermieden werden.
Ein schöner Rat und ein spannender Einblick, der hoffentlich andere Frauen für ein Studium im Bereich Engineering ermutigt – herzlichen Dank!
Nadja Kämpf (27) ist Softwareingenieurin bei Hexagon. Sie hat einen Master of Science in Robotics, Systems and Control der ETH.