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Zur Übersicht29. Juli 2022
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Gründerin und CEO Laura Schälchli

Frauen aus verschiedenen Branchen und mit unterschiedlichen Hintergründen beantworten 5 Fragen. Sie erzählen, wie sie dorthin gekommen sind, wo sie heute stehen und geben jungen Frauen ihre Tipps weiter. In dieser Ausgabe beantwortet Laura Schälchli, Unternehmerin, Mitbegründerin und CEO von laflor Schokoladen Manufaktur, unsere Fragen.

Laura Schälchli, als Gründerin und Unternehmerin bist Du ein Vorbild für junge Frauen. Wie bist Du dahin gekommen, wo Du heute stehst?

Es ist ganz einfach: Von nichts kommt nichts. Ich glaube, Erfolg musst du dir erarbeiten. Wenn wir gute Arbeit leisten und von den richtigen Menschen umgeben sind, werden wir auch gefördert. Wichtig ist aus meiner Sicht auch, dass wir trotz harter Arbeit, Spass haben und positiv bleiben. Sich über etwas beklagen ist das Gegenteil von attraktiv. Niemand möchte mit dir arbeiten, wenn du ständig jammerst und dich nicht wohlfühlst.

Und ich habe keine Angst vor Neuem. Es ist wie ins kalte Wasser springen – gerade Neues braucht viel Überwindung. Immer wenn ich aus meiner Komfortzone gegangen bin, bin ich weitergekommen.

Zudem habe ich immer versucht, mich mit niemandem zu messen und bin meinen eigenen Weg gegangen.

Mit welchen Herausforderungen warst Du auf deinem Weg konfrontiert?

Nach meinem Handelsmittelschul-Abschluss wusste ich, dass ich nach New York gehen will. Ich habe ein Jahr in Zürich gearbeitet und wie wahnsinnig Geld gespart für dieses Ziel und mit 19 bin ich dann nach New York gezogen. Es war hart. Am Anfang habe ich aus Überforderung jeden Abend im Bett geweint: Ich verstand die englischen Texte nicht, hatte zu viele Hausaufgaben an der Uni und ich fand keine Arbeitsstelle. Aber New York hat mir beigebracht, niemals zu schnell aufzugeben.

Auch später gab es immer wieder Herausforderungen. Kein Weg ist einfach. Als ich zum Beispiel spürte, dass es mich nicht ganz erfüllt, im Designbereich zu arbeiten und dass ich in der Foodbranche arbeiten möchte, hatte ich riesig Angst vor dem Wechsel. Ich brauchte 3 Jahre, um diesen Wechsel zu vollziehen. Ich hatte einige Praktikas und Weiterbildungen gemacht, bis ich dann die erste Stelle im Foodbereich bekam.

Wie bist Du mit Herausforderungen umgegangen?

Ich finde es bis heute schwierig, mich zu entscheiden, auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich weiss inzwischen allerdings, dass ich nur durch innere Ruhe Entscheidungen treffen kann. Ich weiss auch, wie viel Ruhe ich brauche: Ganz ehrlich, ich würde am liebsten mein Telefon verbannen – es lenkt mich vom Denken ab.

Und ich verstehe heute, dass jede Herausforderung IMMER auch eine Chance ist. Ich sage mir selber immer wieder, dass es einen Grund gibt, weshalb eine Situation jetzt gerade so ist, wie sie ist. Im Nachhinein erkenne ich nämlich, wofür die Herausforderung gut war, weshalb ich in dieser Situation steckte. Während der schwierigen Zeiten versuche ich deshalb, nicht zu viel darüber nachzudenken und mich einfach durch die Schwierigkeit durchzuarbeiten ohne zu analysieren. Und eben, ich jammere nicht – das ist schlicht nicht attraktiv. Was aber nicht heisst, dass ich nicht um Hilfe bitte.

Worauf bist Du stolz?

Dass das laflor Team gerne zur Arbeit kommt. Ich habe in so vielen unterschiedlichen Firmen gearbeitet und mir die Arbeitsweisen herausgepickt, die mir gefallen. So habe ich ein Arbeitsort kreiert, in dem ich mich zu 100% wohlfühle, und ich spüre, dass es dem Team auch so geht.

Was hättest Du Dir aufgrund Deiner heutigen Erfahrung bei Deinem eigenen Berufseinstieg gewünscht?

Ich bin meinem Weg gefolgt und war mir für nichts zu schade. Ich habe Pizzas geliefert, ich habe Stunden lang Kopien gemacht, ich habe Werbungen verteilt. Ich habe bei all diesen Jobs etwas gelernt, Personen kennengelernt, viel gesehen und erfahren. Alles hat seinen Sinn und mich dahin gebracht, wo ich heute bin.

Dein Tipp für junge Frauen beim Berufseinstieg?

Umgib dich mit Menschen, die dich auf deinem Weg unterstützen. Versuche immer, zurück zu geben, nicht nur zu nehmen. Schicke zum Beispiel eine handgeschrieben Dankeskarte, wenn dir jemand geholfen hat – es wirkt Wunder! Denke an einen Kreislauf und versuche zu verstehen, dass wir alle zu einem Netz gehören.


Laura Schälchli hat Design Management studiert, bevor sie sich im Bereich Food weitergebildet und diverse Praktikas absolviert hat. 2014 gründete Laura Sobre Mesa, ein Kompetenzzentrum für Esskultur. Seit 2018 ist sie CEO Chocolat bei laflor Schokoladen Manufaktur, die sie mitbegründet hat. Laura war zudem fünf Jahre lang Präsidentin der Slow Food Youth Switzerland und lebt in Zürich.