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Zur Übersicht5. Oktober 2023

Frauen*domäne: Mediamatikerin

Einige Berufe werden auch heute noch seltener von Frauen ausgeübt. Wir haben mit Frauen gesprochen, die in sogenannten „Männerdomänen“ arbeiten. Sie stellen ihren Traumberuf vor und ermutigen andere Frauen, ihren Träumen zu folgen  – so auch Julia Ruchti.

Liebe Julia, danke, dass du dir Zeit genommen hast, von deiner beruflichen Tätigkeit zu erzählen. Du bist aktuell in der Lehre zur Mediamatikerin. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?

Tatsächlich wusste ich schon immer, dass ich einen kreativen Beruf erlernen möchte. Ich habe online verschiedene Berufsbilder erkundet, darunter auch Polydesignerin 3D und Gestalterin Werbetechnik. Als ich Schnupperlehren gemacht habe, merkte ich, dass mir etwas fehlte – die Fotografie. Als ich den Beruf der Mediamatikerin entdeckte, wusste ich sofort, dass dies der richtige Beruf für mich ist.

Aktuell gibt es immer noch deutlich weniger Frauen als Männer in dieser Lehrstelle. Wie war es für dich, deinen Berufswunsch umzusetzen?

Während des Bewerbungsprozesses hatte ich oft Zweifel an meinen Fähigkeiten. Aber als ich schliesslich zwei Zusagen für eine Lehrstelle erhielt und die Verantwortlichen mein Können lobten, fühlte ich mich manchmal fast wie eine Betrügerin. Dennoch sind Selbstzweifel in diesem Prozess normal, besonders in einem Bereich, der so vielfältig ist und verschiedene Talente erfordert.

Wie hat dein Umfeld auf deinen Berufswunsch reagiert?

Schon allein, weil ich nicht das Gymnasium besuchen wollte, musste ich oft mit meinen Lehrern und Lehrerinnen diskutieren. Hier habe ich zum ersten Mal gelernt, dass die Vorstellungen, die andere Leute von meiner Zukunft haben, völlig egal sind, solange ich glücklich bin. Meine Grosseltern dachten zunächst, ich werde „Mathematikerin“, und waren demnach zufrieden. Der Rest meines Umfelds fand es cool, was ich machen wollte.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?

Ich liebe meine Arbeit. Die Mediamatik ist so vielfältig, dass sie fast jedem kreativen Kopf etwas bietet. Ich empfehle diesen Beruf allen Frauen, die Interesse an Fotografie, Videografie, Design und Programmierung haben.

Gibt es Momente, in denen du spürst, dass du als Frau in diesem Beruf in der Minderheit bist?

Ich denke, bewusst wird dieses Thema nicht angesprochen. Dennoch habe ich schon genug oft Kommentare gehört, die darauf hindeuteten, dass wir Frauen angeblich nicht so viel Wissen in diesem Bereich hätten. Solche Kommentare finden jedoch glücklicherweise keinen Platz in meinem sehr offenen Lehrbetrieb.

Was müsste verändert werden, damit du dich als Frau noch wohler fühlst oder gefühlt hättest?

Es wichtig, dass Geschlechterstereotypen und Vorurteile in der Arbeitswelt weiter abgebaut werden. Eine offene und respektvolle Einstellung gegenüber Frauen in technischen und kreativen Berufen ist wichtig, um ein Umfeld zu schaffen, indem sich alle wohl fühlen.
 
Gibt es etwas, dass du anderen Frauen auf den Weg geben willst, die den gleichen Beruf ausüben wollen?

Wenn du diesen Beruf ausüben möchtest, dann tu es! Es ist völlig egal, was andere über deine Entscheidung denken. Für mich war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
 
Ein schöner Rat und ein spannender Einblick, der hoffentlich andere Frauen für eine Lehre in der Mediamatik ermutigt – herzlichen Dank!


Julia Ruchti (16) ist in der Lehre zur Mediamatikerin bei LerNetz. In ihrer Freizeit fotografiert sie gern und liebt Abenteuer- & Fantasyromane.