Rote Wangen, kratzige Stimme und ein rebellierender Magen – Präsentationen vor Publikum können ganz schön nervös machen. Da fällt es schwer, überzeugt vor die Menge zu treten und sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Deshalb haben wir den zweiten Rudel-Workshop dem Thema „selbstbewusst Präsentieren“ gewidmet. Kommunikationsexpertin Barbara Peter gab im Workshop den jungen Frauen Tipps, wie dies besser gelingt.
Rebecca sitzt mit zittrigen Knien auf ihrem Stuhl. Als nächstes ist ihre Präsentation an der Reihe. Die Inhalte hat sie auf Moderationskarten geschrieben und etliche Male geübt. Sie kennt die Zahlen und Fakten bis ins Detail. Nur würde sie jetzt am liebsten aus dem Raum stürmen. Hauptsache nicht vor die Personen treten, die sie alle anstarren.
Akzeptiere, dass du nervös bist
Sowie Rebecca geht es vielen jungen Frauen und gerade beim Berufseinstieg, wenn sich frau noch nicht so sattelfest fühlt, können Präsentationen eine immense Herausforderung darstellen. Barbara Peter, Kommunikationsexpertin mit jahrelanger Erfahrung auf der Bühne sowie als Dozentin für Auftrittskompetenz, beruhigt: „Alle fühlen sich nervös, wenn sie präsentieren. Auch die Menschen, die im Publikum sitzen.“ Sie haben deshalb Empathie für die Rednerin. „Betrachte die Zuschauenden nicht als Feinde, sondern als Freunde. Und akzeptiere, dass du nervös bist statt dagegen anzukämpfen.“
Es ist auch nicht erstaunlich, dass Frauen besonders nervös sind, wie Barbara Peter weiter erklärt: „Erst vor ca. 120 Jahren haben Frauen im Westen angefangen sich die Teilhabe an der Macht und damit das öffentliche Rederecht zu erkämpfen, zuvor war dies den Männern vorbehalten. Das bedeutet, Frauen haben noch kein inneres und historisch verankertes Selbstbild in dieser Rolle. Sie müssen sich das Rederecht immer noch aneignen und gesellschaftlich erkämpfen.“
Nicht perfekt sein
Bei einer Präsentation oder auch im Gespräch macht der eigentliche Inhalt, die verbale Kommunikation, nur 10 % der Wirkung aus. Die restlichen 90% der Wirkung laufen über die paraverbale oder nonverbale Kommunikation. Zur nonverbalen Kommunikation gehören die Gestik, Mimik, Köperhaltung (also alles, was wir sehen und spüren können); die paraverbale Kommunikation umfassen Stimmlage, Tempo und Lautstärke (alles Akustische). Somit bildet der Inhalt zwar den Boden jeder Präsentation, Mimik und Gestik, Stimmlage, Artikulation sind aber von grosser Bedeutung. „Wenn sich die verbale und nonverbale Kommunikation unterscheidet, kann dies irritierend sein“, hält Barbara Peter fest. Erklärt Rebecca beispielsweise am Anfang einer Präsentation, dass sie sich freue, ihren Inhalt zu präsentieren, steht aber in sich gekehrt auf der Bühne, wirkt das wenig glaubhaft. Um den Inhalt möglichst überzeugend zu vermitteln, ist es deshalb wichtig, dass Mimik und Gestik kongruent zum Inhalt sind. Das gilt auch für die stimmlichen Signale. Nur, wie macht frau das, wenn die Nerven flattern? „Um authentisch zu präsentieren, musst du dich wohlfühlen im öffentlichen Reden, die eigene Haltung ist entscheidend“, erklärt die Kommunikationsexpertin und nennt einen Merksatz, den frau nicht genug oft wiederholen kann: Du musst NICHT perfekt sein.
Aufmerksamkeit bei sich suchen
Um sich wohlzufühlen im öffentlichen Auftreten, sind die Momente vor der Präsentation genauso wichtig. Barbara Peter rät deshalb, sich vor Beginn der Präsentation an die „5 Aufmerksamkeits-Takes“ zu halten:
- ruhig aufstehen, nach vorne gehen und sich den optimalen Platz im Raum suchen
- sich zentriert hinstellen und den Boden spüren, ohne sich anzuspannen
- vor dem Beginnen vollständig ausatmen, die Luft durch den Körper in den Boden strömen lassen und den Kiefer entspannen
- Beziehung aufbauen, die Personen vor einem bewusst wahrnehmen und sich dabei auf diejenigen konzentrieren, die einem sympathisch sind
- bewusst entscheiden, wann frau beginnt
Nicht informieren, sondern präsentieren
„Wenn du es schaffst, die Leute zu packen, kann dir dies die Nervosität nehmen und du kannst aufatmen“, erklärt die Kommunikationsexpertin. Dafür sollte frau sich als erstes überlegen, was die Absicht der Präsentation ist. Soll das Publikum für eine Sache begeistert werden? Sollten sie abgeholt werden für ein Interesse? Es hilft, dies in einem konkreten Satz zu formulieren, der mit: „Ich will …“ beginnt. Anschliessend kann frau sich darauf konzentrieren, was dafür benötigt wird. Ist es eine spannende Geschichte? Eine Illustration? Beispiele? „Erzähl Inhalte, lerne nicht einfach Texte auswendig“, betont Barbara Peter mehrmals. „Dabei sollte man die vier Grundregeln der Rhetorik beachten: sei anregend, sei einfach, reduziere auf das Wesentliche und schaffe Ordnung.“
Ist der Vortrag beendet, der Inhalt gesagt, sprintet Rebecca üblicherweise von der Bühne. Aber auch hier empfiehlt Barbara Peter, die Aufmerksamkeits-Takes retour durchzuspielen. Denn, so betont die Kommunikationsexpertin: „der letzte Eindruck bleibt haften.“