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Zur Übersicht14. Dezember 2022
Ladinas Leckerbissen für Löwinnen

Lohn und Finanzen

Zum Glück sind wir auf unserer Mission nicht alleine. Es gibt ganz viele spannende Artikel, Filme, inspirierende Literatur und informative Studien rund um Gleichstellung. Unsere Co-Projektleiterin Ladina Gartmann sagt euch, welche sie für besonders lesens-, sehens- oder hörenswert hält. Sie hat für euch zu verschiedenen Themen eine persönliche Auswahl zusammengestellt. In dieser Sammlung geht es um Lohn und Finanzen. Gute Lektüre!

Frau liest in einem Stuhl in einer Bücherei ein Buch.

1. Artikel über die sogenannte Mutterschaftsstrafe
Tages-Anzeiger, 25.4.2023, Iwan Städler 

Unveröffentlichte Grafiken des Bundeamtes für Statistik zeigen deutliche Lohnunterschiede zwischen verheirateten Frauen und Männern. Die Männer verdienen im Durchschnitt satte 25 Prozent mehr als die Frauen und die Lohnschere öffnet sich vor allem im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Zudem verdienen verheiratete Männer markant mehr als ihre ledigen Kollegen. Die Ursache liegt wohl nicht im Zivilstand selber, sondern dieser ist ein Indikator für die Familiengründung. Fachpersonen sprechen in diesem Zusammenhang von “Child Penalty” oder auf deutsch und mehr der schweizerischen Realität entsprechend von “Mutterschaftsstrafe”. Immer noch reduzieren viele Mütter ihr Pensum oder arbeiten vorübergehend überhaupt nicht mehr. Dies wirkt sich langfristig auf die Aufstiegschancen und den Lohn aus. Deutlich zeigt sich dies daran, dass ledige Frauen durchschnittlich “nur” 5 Prozent weniger verdienen als ledige Männer und sich ihr Berufsverhalten stärker von den verheirateten Frauen unterscheidet als von den ledigen Männern.  

So kommt es zur Mutterschaftsstrafe

2. Studie über die finanzielle Situation von Müttern
Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS) , 2023, von Severin Bischof, Tabea Kaderli, Jürg Guggisberg, Lena Liechti 

Die Geburt des ersten Kindes ist ausschlaggebend für die Aufteilung der Betreuungs- und Erwerbsarbeit der Eltern, wie eine Studie des Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien zeigt. Je weniger Frauen bereits vor der Geburt zum Haushaltseinkommen beigetragen haben, desto deutlicher reduzieren sie ihr Pensum beim ersten Kind. Die Einkommensreduktion der Mütter hält langfristig an, durchschnittlich verdienen die Mütter 10 Jahre nach der Geburt des ersten Kindes nur unwesentlich mehr. Ein Aufholeffekt nach der intensiven Kinderphase ist nicht zu beobachten. Insbesondere Frauen, die in den ersten Jahren nach der Geburt des ersten Kindes ein tiefes Einkommen erzielten, verdienten häufig auch später relativ wenig.

Weitere interessante Befunde zur finanziellen Situation von Müttern finden sich im Artikel von „Soziale Sicherheit“ (CHSS) des Bundesamtes für Sozialversicherungen.

Geburt als Weichenstellung

3. Artikel über Lohntransparenz
Tages-Anzeiger, 18.02.2023 von Simone Luchetta 

Was passiert, wenn um die Löhne kein Geheimnis mehr gemacht wird und alle voneinander wissen, was sie verdienen? In Österreich verlangt das Gesetz seit 2011, dass das Gehalt in Stellenausschreibungen publiziert wird. Studien dazu zeigen, dass sich die Geschlechterunterschiede beim Lohn mittelfristig verringern. Was daran liegt, dass Frauen UND Männer bei Kenntnis über die Lohnbandbreite sich an den oberen Grenzen orientieren und daher beide mit ähnlich hohen Erwartungen in die Verhandlung gehen. Weitere Auswirkungen einer offenen Lohnkultur und Praxisbeispiele aus der Schweiz finden sich im Tagesanzeiger-Artikel.  

Transparenz beim Gehalt

4. Artikel über die finanzielle Vorsorge von Frauen
Tages-Anzeiger, 28.9.2022 von Nina Fargahi 

Die äusserst knappe Annahme der AHV-Reform im September war für mich eine grosse Enttäuschung und damit bin ich sicher nicht alleine. Auch wenn meine Pensionierung noch in weiter Ferne liegt (seit September noch ein weniger weiter), kann frau sich gar nicht früh genug Gedanken zu ihrer Vorsorge machen. Die Renten von Frauen sind tiefer und deutlich mehr Frauen sind von Altersarmut betroffen. Im Tages-Anzeiger-Artikel geben zwei Expert*innen Tipps, wie Frauen sich möglichst gut absichern können.  

Renten aufbessern: Das sollten jetzt alle Frauen wissen

5. Artikel über besserverdienende Frauen in den USA
Tages-Anzeiger, 12.4.2022, von Claus Hulverscheidt

Lohnungleichheiten zu Lasten der Frauen sind weit verbreitet, kein Zweifel. Jedoch gibt es auch Lichtblicke: In den USA gibt es Regionen, in denen Frauen mehr verdienen als Männer. Die Ursachen dafür sind laut dem Studienautor vielseitig, wobei ein wichtiger Grund darin liegt, dass die Frauen im Schnitt einfach besser ausgebildet sind. Jedoch dreht sich die Situation leider mit zunehmendem Alter ins Gegenteil – Schuld daran ist der sogenannte “Mutterschaftspreis”. 

Gleichstellung der Geschlechter – Wo junge Frauen mehr als ihre männlichen Kollegen verdienen 

6. Podcast Tages-Anzeigerin, Folge 14: «Was Frauen über Geld wissen sollten – mit Patrizia Laeri?»
2022, Moderation: Priska Amstutz & Annik Hosmann

Über Geld wird in der Schweiz grundsätzlich nicht gerne gesprochen. Dies wäre aber gerade für Frauen wichtig, da sie finanziell insgesamt schlechter dastehen. Gleichstellung in Sachen Geld beginnt bereits in der Kindheit: Schon beim Taschengeld für Kinder besteht eine Differenz zwischen Mädchen und Jungen, genannt “Pocket Money Gap”. Patrizia Laeri, Wirtschaftsjournalistin und Mitgründerin von ElleXX spricht in diesem spannenden und unterhaltsamen Podcast darüber, weshalb Finanzbildung bereits in jungen Jahren wichtig ist und welche Unterschiede es zwischen den Geschlechtern bezüglich Geld investieren gibt.

«Geld regiert die Welt, und Frauen regieren noch immer nicht mit»

7. Dok «Frauen und Geld – Ein Tabu mit weitreichenden Folgen»
SRF, 10.3.2022, von Michèle Sauvain

Der Titel des SRF-Dok sagt es bereits: Wenn Frauen sich zu wenig um Finanzangelegenheiten kümmern, kann dies weitereichende Folgen haben. Sei es bei einer Scheidung oder der Pensionierung, wenn sie merken, dass das Geld nicht reicht. Der Film dokumentiert anschaulich verschiedene Frauen und ihre unterschiedlichen Situationen. Zudem kommen Expertinnen zu Wort und geben jungen Frauen Tipps zur finanziellen Vorsorge. Ein Must-see! 

Frauen und Geld – Ein Tabu mit weitreichenden Folgen

8. Bericht zu Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern
Bundesamt für Statistik, 2022

Der Bundesrat hat einen Bericht verabschiedet, den das Parlament zum Gender Overall Earnings Gap (EU-Statistikbehörde Eurostat) bestellt hat. Dieser betrug im Jahr 2018 erschreckend hohe 43.2% aufgrund von Teilzeitpensen, Stundenlohn und Erwerbstätigenquote. Der Bundesrat kommt im Bericht zum Schluss, dass “auch in der Schweiz geschlechtsspezifische einkommensbezogene Unterschiede bestehen, die sowohl mit strukturellen Rahmenbedingungen als auch gesellschaftlichen Faktoren in Zusammenhang stehen.” Mit anderen, weniger diplomatischen Worten: Es gibt noch viel zu tun!

Bundesrat verabschiedet Bericht zu Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern

9. Studie «Frauen und Vorsorge – mehr Wissen für gleiche Chancen»
Sotomo, 2022, von Julie Craviolini & Michael Hermann

Nicht nur die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern führen dazu, dass Frauen finanziell schlechter dastehen. Auch der unterschiedliche Umgang mit Geldanlagen, sprich unterschiedliches Spar- und Anlageverhalten von Frauen und Männern verstärken die ökonomische Ungleichheit. Dies hat Folgen für die Altersvorsorge und vergrössert die bereits bestehende Vorsorgelücke vieler Frauen. Die Studie legt zudem den Finger auf einen wunden Punkt: Frauen geben oft fehlendes Wissen als Grund dafür an, weshalb sie nicht in Wertschriften investieren. Dieses Wissen kann jedoch grundsätzlich von allen erworben werden, was zu der Frage führt, warum Frauen sich es nicht aneignen? 

Frauen und Vorsorge – mehr Wissen für gleiche Chancen


Ladina Gartmann im Portrait

Ladina Gartmann ist Co-Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Amt für Jugend und Berufsberatung. Sie hat Soziologie in Zürich und Kopenhagen studiert. In ihrer Freizeit fährt sie auf dem Velo durch die Stadt, wandert durchs Engadin und liest, hört, schaut sich durch die Welt.