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Zur Übersicht4. Januar 2023

Frauen*domäne: Motorgerätetechnik

Einige Berufe werden auch heute noch seltener von Frauen ausgeübt. Wir haben mit Frauen gesprochen, die in sogenannten „Männerdomänen“ arbeiten. Sie stellen ihren Traumberuf vor und ermutigen andere Frauen, ihren Träumen zu folgen  – so auch Sandra Fischer.

Liebe Sandra, schön, dass du da bist und wir heute das Gespräch miteinander führen können.
Du bist Motorgerätemechanikerin und unser Rudel interessiert, wie du auf diesen Beruf gekommen bist?

Sandra Fischer: Durch die Schnupperlehre. Ich bin sehr vielseitig interessiert, habe viele unterschiedliche Berufe angeschaut. Motorgerätemechanikerin war dann der letzte Beruf, den ich ausprobiert hatte und da wusste ich, dass ich das werden möchte.

Wie kann ich mir deine Suche nach dem passenden Lehrberuf vorstellen?

Mich haben generell Handwerksberufe interessiert. Ich wollte allerdings zuerst Velomech werden. Dann konnte ich diese Schnupperlehre in der Motorgerätemechanik machen und habe mich dafür entschieden.

Wie war es für dich, diesen Berufswunsch umzusetzen?

Ich wollte einfach einmal die Lehre absolvieren. Die nächsten Schritte habe ich mir erst danach überlegt. Inzwischen bin ich in der Ausbildung zur technischen Kauffrau.

Empfandst du es als schwierig, diesem Berufswunsch nachzugehen?

Der Beruf selber ist sicher anspruchsvoll. Man muss dranbleiben. Wenn du es aber wirklich willst, dann geht es gut.

Wie war die Reaktion deines Umfelds auf deinen Berufswunsch?

Mein Umfeld hat das mit viel Wohlwollen aufgenommen. Ich denke, sie wären eher enttäuscht gewesen, hätte ich etwas anderes gemacht.

Wie kommt das?

Wir sind von zuhause aus sehr handwerklich geprägt. Hätte ich ein Studium gemacht, wären sie wohl eher etwas schockiert gewesen.

Gibt es Momente, in denen dein Geschlecht ein Thema ist?

In der Anfangszeit während des überbetrieblichen Kurses (üK) war ich die einzige Frau. Dort hatte es sich so angefühlt, als gehörte ich nicht dazu. Ich musste mich immer anstrengen, Teil der Gruppe zu sein.  Es war oft etwas einsam. Wir waren natürlich damals alles Jugendliche und mussten einander kennenlernen. Das ist zusätzlich anspruchsvoll zwischen Frauen und Männern. Wir wussten alle nicht genau, wie miteinander umgehen. Mit der Zeit hat sich das dann aber gut entwickelt.

Was können Frauen in diesem Beruf speziell einbringen können?

Ich habe das Gefühl, der Umgang mit Kunden liegt Frauen oft sehr. Einfühlen, was ein Kunde braucht. Ich habe dafür z.B. etwas weniger Kraft. Aber so ergänzen wir uns im Team alle sehr gut.

Du hast gesagt, der Anfang war schwierig. Was würde helfen, damit die Situation für Frauen einfacher wäre?

Vieles passiert unbewusst. Auch ich und meine Kollegen wissen oft nicht, wie wir uns verhalten sollen. Es würde viel bringen, wenn Führungspersonen geschult würden, wie inkludierte Teams geleitet werden sollen. Sie sind Fachexperten in ihrem Gebiet, aber so ein Team zu leiten, ist sehr anspruchsvoll und kann nur schwer ohne entsprechende Schulung gelingen. Das ist ein allgemeines Thema, nicht nur bezüglich der Mann/Frau-Thematik.

Was gefällt dir am besten an dem Beruf Motorgerätmechaniker*in?

Der Beruf ist sehr räumlich. Die Haupttätigkeit besteht darin, Geräte zu reparieren – auch sehr grosse: Von Rasen-, über Spindel-, Aufsitzmäher, Hockdruckreiniger, Putzmaschinen, über Kettensägen, Generatoren, automatische Roboter.  Du bist draussen, du bist drinnen.
Es ist ein grossartiges Gefühl, wenn eine Maschine zu dir kommt, die nicht mehr funktioniert. Dann repariere ich sie und sie läuft wieder. Wenn du rausfindest, woran es lag und etwas wieder zum Laufen bringen kannst, das fühlt sich super an.

Du hast also ein extrem fundiertes Fach- und Expert*innenwissen?

Als Motorgerätemechanikerin bist du eigentlich eher eine Allrounderin. Im Vergleich zu z.B. der Automechanik, dort bist du auf ein Gerät spezialisiert. Bei der Motorgerätemechanik musst du viele verschiedene Geräte kennen, oft zuerst das neue Schema verstehen. In der Lehre lernst du drehen und schweissen, feilen.

Gibt es sonst noch etwas, was andere für diesen Beruf begeistern kann?

Ja, der Beruf ist sehr kundenbezogen. Der Kundenkontakt hat mir immer viel Freude bereitet.  Du kannst beraten, Dinge zeigen. Das macht für mich die Schönheit des Berufs eigentlich aus und das liegt mir sehr am Herzen.

Was gibst du anderen Frauen mit auf den Weg, die den gleichen Beruf erlernen wollen?

Sprecht von Anfang an mit Frauen, die auch in dem Beruf arbeiten. Oft merkst du dann „ah anderen Frauen geht es genau gleich“. Ich denke, der Austausch hilft, um Erlebtes anzuschauen und zu sortieren.  Es gibt einfach Themen, die nur andere Frauen nachvollziehen können.

Wir danken dir vielmals für deine Offenheit und den interessanten Einblick, der hoffentlich andere Frauen ermutigt.


Sandra Fischer (26) ist gelernte Motorgerätemechanikerin und in der Ausbildung zur techn. Kauffrau. Zusammen mit vier Kolleginnen setzt sie sich für Frauen im Handwerk ein und hat das Handwerk-Netzwerk mit Unterstützung der Fachstelle Gleichstelle des Kantons Zürich gegründet. Das Netzwerk organisiert Workshops und Austauschtreffen auf Augenhöhe.

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