Zum Glück sind wir auf unserer Mission nicht alleine. Es gibt ganz viele spannende Artikel, Filme, inspirierende Literatur und informative Studien rund um Gleichstellung. Unsere Co-Projektleiterin Ladina Gartmann sagt euch, welche sie für besonders lesens-, sehens- oder hörenswert hält. Sie hat für euch zu verschiedenen Themen eine persönliche Auswahl zusammengestellt. In dieser Sammlung geht es um Vereinbarkeit. Gute Lektüre!
1. Artikel über die Erwerbsquote von Müttern
Tages-Anzeiger, 11.10.2022 von Charlotte Walser
Der Artikel liefert wichtige Zahlen und Fakten zur Erwerbsquote von Eltern in der Schweiz. So war letztes Jahr ein Grossteil der Mütter erwerbstätig (82%), wie die Daten aus der Arbeitskräfteerhebung zeigen. In den letzten dreissig Jahren ist die Erwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern somit stark gestiegen, 1991 betrug sie erst rund 60 Prozent. Auch das Pensum der Mütter hat zugenommen, nur noch etwa ein Drittel arbeitet weniger als 50 Prozent. Die Kehrseite der Medaille: Die Geburt des ersten Kindes führt bei den Vätern nur zu minim mehr Teilzeitarbeit.
Erwerbsarbeit trotz Kindern: Immer mehr Mütter arbeiten über 50 Prozent
2. Podcast “Vereinbarkeit: Wie geht der Spagat zwischen Job und Familie?”
Stapferhaus, Folge 12, 2022, Moderation: Silvia Binggeli
Im Rahmen der Ausstellung “Geschlecht” im Stapferhaus wurde eine Gesprächsreihe zu verschiedenen Geschlechterfragen aufgezeichnet. In dieser Folge sprechen zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen und kulturellen Hintergründen darüber, wie sie den Spagat zwischen Beruf und Familie gemeistert haben und wo sie an Grenzen gestossen sind. Ein kurzweiliges Gespräch mit zwei spannenden Frauen/Müttern/Berufstätigen!
Vereinbarkeit: Wie geht der Spagat zwischen Job und Familie?
3. Podcast Tages-Anzeigerin, Folge 6: «Weshalb Vereinbarkeit alle betrifft»
2022, Moderation: Priska Amstutz & Annik Hosmann
Das Zürcher Onlinemagazin und Co-Working-Space Tadah hat eine Reihe von Unternehmen befragt, wie sie mit dem Thema Vereinbarkeit umgehen. Wobei der Begriff “Vereinbarkeit” breiter als üblich definiert wird: Es geht darum, die Arbeit mit allem darum herum ausserhalb des Berufslebens zu vereinbaren. Die Ergebnisse der Umfrage inkl. Tipps für Unternehmen sind einem Whitepaper zusammengefasst. So reicht es zum Beispiel nicht, viel zu Thema zu machen, wenn die entsprechende Kommunikation und Vorbild-Kultur intern fehlen. Im anregenden Gespräch rät die Tadah-Mitgründerin Diana Wick Rossi daher dazu, potenziellen Arbeitgebern bezüglich Vereinbarkeit auf den Zahn zu fühlen und die Arbeitsstelle entsprechend zu wählen.
«Selbst CEOs haben im Homeoffice etwas über Vereinbarkeit gelernt»
4. Podcast Tages-Anzeigerin, Folge 1: «Spitzenpolitikerin und Mutter – ein Spagat, den nur wenige wagen»
2021, Moderation: Priska Amstutz & Annik Hosmann
In der ersten Folge des Podcasts Tages-Anzeigerin sprechen die Moderatorinnen über die Herausforderungen, Politik, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Wieso ist es gerade für junge Mütter schwierig, ein politisches Mandat auszuüben? Welche Strukturen, Wertvorstellungen und Rollenbildern stehen der politischen Karriere von Frauen mit insbesondere kleineren Kindern im Weg? Die grüne Nationalrätin und damalige Nationalratspräsidentin Irène Kälin berichtet eindrücklich von ihren Erfahrungen und Herausforderungen. Erschreckende Tatsache: Erst auf Kälins Insistieren hin wurde im Bundeshaus ein Still- und Wickelzimmer eingerichtet, vorher gab es das schlicht nicht.
Politikerin und Mutter – die noch immer seltene Doppelrolle
5. Studie «annajetzt – Frauen in der Schweiz»
Sotomo & annabelle, 2022, von Cyril Bosshard, Sarah Bütikofer, Michael Hermann & David Krähenbühl
Das Forschungsinstitut Sotomo und die Zeitschrift annabelle haben zum 50-Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechtes über 6000 Frauen gefragt, wie sie den Stand der Gleichstellung heute einschätzen und wie zufrieden sie mit ihrer beruflichen und privaten Situation sind. Die gute Nachricht: Die befragten Frauen sehen grosse Fortschritte in der Verwirklichung der Gleichstellung in den letzten 50 Jahren. Die schlechte Nachricht: In der Arbeitswelt nimmt die Mehrheit ein Gleichstellungsdefizit wahr. So sind denn auch 72 Prozent der Frauen der Ansicht, dass Männer in der Schweiz insgesamt mehr Vorteile haben als Frauen – einer der höchsten Werte der westlichen Welt!
Weitere spannende Resultate bezüglich Lebenszufriedenheit, Rollenmuster, Partnerschaft und feministischen Einstellungen finden sich im sehr lesenswerten Studienbericht.
annajetzt – die Frauenbefragung
6. Studie «Die Teilzeit-Studie»
Sotomo & geschlechtergerechter, 2023, von Michael Hermann, Julie Craviolini & Anna John
Die Initiative geschlechtergerechter hat sich für 2023 die Rolle der Erwerbsarbeit und der Umgang mit verschiedenen Erwerbsmodellen als Schwerpunktthema gesetzt. Entsprechend eröffnet die neue Studie von Sotomo das Jahr und geht der Frage nach, wie wir zur Arbeit stehen, wie viel wir arbeiten wollen und sollen sowie was dies alles mit Geschlechtergerechtigkeit zu tun hat. So zeigt die Studie beispielweise, dass Eltern von betreuungspflichtigen Kindern sich doppelt so häufig für das gewählte Erwerbsmodell rechtfertigen als Paare ohne Kinder oder dass die gelebten Erwerbsmodelle nicht den als ideal empfundenen entsprechen. Und ist die Ungleichheit erstmal in der Erwerbsbeteiligung zwischen Vätern und Müttern etabliert, bleibt diese meist auch dann bestehen, wenn die Kinder längst ausgeflogen sind.
7. Publikation «Erwerbsbeteiligung der Frauen 2010–2019»
Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE), Bundesamt für Statistik, 2020
Eine Analyse des Bundesamtes für Statistik, basierend auf den Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung, zeigt auf, dass die Erwerbstätigenquote der Frauen von 2010 bis 2019 kontinuierlich gestiegen ist, und dies insbesondere bei Müttern mit jüngstem Kind unter 7 Jahren und bei 55- bis 64-jährigen Frauen. Auch der durchschnittliche Beschäftigungsgrad der teilzeiterwerbstätigen Frauen hat sich erhöht. Gemessen an ihrer Ausbildung und dem ausgeübten Beruf sind die Frauen besser qualifiziert als noch 2010. Diese Tendenzen lassen sich auch auf europäischer Ebene beobachten.
Erwerbsbeteiligung der Frauen 2010-2019
8. Publikation «Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz und im europäischen Vergleich 2018»
Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE), Bundesamt für Statistik, 2020
Die Analyse des Bundesamtes für Statistik zeigt, dass rund 36% der ständigen Wohnbevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren (1.9 Mio Personen) aktuell mindestens eine regelmässige Betreuungsaufgabe für Kinder oder erwachsene Familienmitglieder haben. Die grosse Mehrheit dieser Personen ist auf dem Arbeitsmarkt aktiv, d. h. erwerbstätig oder erwerbslos, und können von flexiblen Arbeits- und Präsenzzeiten aus familiären Gründen Gebrauch machen. Als grösste Hindernisse bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bezeichnen Frauen wie Männer mit Betreuungsaufgaben lange oder ungünstige Arbeitszeiten und einen langen Arbeitsweg. Einen Erwerbsunterbruch in der Vergangenheit von mindestens einem Monat wegen Betreuungsaufgaben für Kinder unter 15 Jahren hatten 79% der Frauen und 9% der Männer.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz und im europäischen Vergleich 2018
Ladina Gartmann ist Co-Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Amt für Jugend und Berufsberatung. Sie hat Soziologie in Zürich und Kopenhagen studiert. In ihrer Freizeit fährt sie auf dem Velo durch die Stadt, wandert durchs Engadin und liest, hört, schaut sich durch die Welt.