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Zur Übersicht24. März 2023
Ladinas Leckerbissen für Löwinnen

Historisches

Zum Glück sind wir auf unserer Mission nicht alleine. Es gibt ganz viele spannende Artikel, Filme, inspirierende Literatur und informative Studien rund um Gleichstellung. Unsere Co-Projektleiterin Ladina Gartmann sagt euch, welche sie für besonders lesens-, sehens- oder hörenswert hält. Sie hat für euch zu verschiedenen Themen eine persönliche Auswahl zusammengestellt. In dieser Sammlung geht es um historische Themen. Gute Lektüre!

Frau liest in einem Stuhl in einer Bücherei ein Buch.

1. Artikel über den ehemaligen Bundesrat Philippe Etter und seinen Gesinnungswandel bzgl. Frauenstimmrecht
Das Magazin, Tages-Anzeiger, 15.03.2021 von Thomas Zaugg

1956 liess Philippe Etter, katholisch-konservativer Bundesrat von 1934 bis 1959, verlauten, dass es sich beim Frauenstimmrecht um eine “Zersetzungserscheinung” handle. Er war der Ansicht, dass Frauen an Ansehen einbüssen, wenn sie in die Politik eintreten. Der Historiker Thomas Zaugg beschreibt im Artikel, wie es dazu kam, dass der einstige Gegner des Frauenstimmrechts bei der Volksabstimmung 1971 wohl ein “Ja” in die Urne legte.  

Ein spannendes Stück Schweizer Geschichte!  

Bundesrat Philippe Etter und das Frauenstimmrecht

2. Dokumentation über die Rolle & Situation der Frauen in den 1950er bis 1980er Jahren
ZDFzeit, Serie „Zeit der Frauen“, Oktober 2022, Moderation: Collien Ulmen-Fernandes

Die dreiteilige ZDFzeit-Serie “laut. stark. gleich. berechtigt. Zeit der Frauen” beleuchtet auf unterhaltsame Art die Stellung der Frauen in West- und Ostdeutschland von den 1950er bis 1980er Jahren und zieht Vergleiche zur heutigen Situation. In vielen Interviews mit Zeitzeug*innen und Expert*innen werden persönliche Erfahrungen und Erinnerungen geteilt und zeit- und kulturgeschichtlich eingeordnet.  

Eine kurzweilige und originelle Auseinandersetzung mit dem Thema!  

Zeit der Frauen

3. Biblio Talk mit der Historikerin Elisabeth Joris über das Frauenstimmrecht
Fachstelle für Gleichstellung, FrauenStimmen, 25.05.2021, Moderation: Anja Derungs

Zum 50-Jahre-Jubiläum des Frauenstimmrechtes in der Schweiz blickt die Historikerin Elisabeth Joris zurück und zeigt auf, wie und von wem die Gleichstellung auf politischer Ebene vorangetrieben wurde. Der Abstimmung von 1971 folgten weitere wichtige Errungenschaften wie das Eherecht 1988, das Gleichstellungsgesetzt 1996 und die Mutterschaftsversicherung 2005. Die abstimmenden Frauen erwiesen sich in der Regel als weit progressiver als die abstimmenden Männer, was Joris zu der Frage führt: Wenn das Frauenstimmrecht schon früher ein­geführt worden wäre ­­– wie sähe die Schweiz in Sachen Mutterschutz und Vereinbarkeit von Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit heute aus? 

Eine spannende und aufschlussreiche Analyse einer engagierten Historikerin! Persönliche Note: Elisabeth Joris hat an meinem Gymnasium Geschichte unterrichtet und ich bedauere bis heute, dass ich sie nicht als Lehrerin hatte.  

„FrauenStimmen“ mit Elisabeth Joris

4. Biblio Talk mit dem Soziologen René Levy über die Widerstände gegen Gleichstellung
Fachstelle für Gleichstellung, 09.09.2021, Moderation: Shelley Berlowitz

Gegen die Gleichstellung der Geschlechter gibt es konkrete Widerstände, die sich auf drei Ebenen verorten lassen: Männer, die an ihrer Vormachtstellung festhalten wollen; Vorstellungen über Geschlechterrollen und –stereotypen; institutionelle Umwelt. Der emeritierte Soziologie-Professor René Levy beleuchtet in seinem Referat die These, dass die folgenreichsten und hartnäckigsten Widerstände gegen die Gleichstellung von Institutionen und nicht von Individuen ausgehen.  

Eine interessante und erhellende Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema! 

Widerstände gegen Gleichstellung

5. Buch «50 Jahre Frauen Stimmrecht – 25 Frauen über Demokratie, Macht und Gleichberechtigung»
Limmat Verlag, 2022, Herausgegeben von Isabel Rohner und Irène Schäppi 

“Dieses Buch sollte im Bücherregal jeder Schweizer Frau stehen” schreibt das St. Galler Tagblatt. Dem kann ich mich nur anschliessen: Eine tolle Sammlung von Texten und Interviews von und mit bekannten Frauen unterschiedlichen Alters und politischer Ausrichtung. Die Herausgeberinnen nehmen das 50. Jubiläum des Frauenstimmrechts zum Anlass, die Bedeutung von demokratischen Rechten aufzuzeigen, sich mit der Schweizer Geschichte zu befassen, die heutige Situation der Gleichbereitung zu analysieren, sich Gedanken über die zukünftige Gesellschaft zu machen und nicht zuletzt, dieses Buch herauszugeben.  

Unbedingt lesen!  

50 Jahre Frauenstimmrecht

6. Buch «Helvetias Töchter – Kampf, Streik, Stimmrecht: Acht Frauengeschichten aus der Schweiz von 1846 bis 2019»
Arisverlag, 2021, Nadine A. Brügger

Anhand von acht fiktiven Frauenbiografien beschreibt die Historikerin und Journalistin Nadine A. Brügger den langen Weg zur Gleichstellung in der Schweiz. Den Auftakt macht Hélène (1846-1868), die als Gasthörerin Vorlesungen in Rechtswissenschaften an der Universität Zürich besucht und “mehr will, als sie darf”, wie es in der Kapitelüberschrift heisst. Die Porträts sind alle auf eine Weise miteinander verknüpft, mehr sei hier nicht verraten. Ganz im Sinne von Gerda Lerner, Historikerin, kann ich die Lektüre dieses packenden und berührenden Romans wärmstens empfehlen: “Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat”. 

Helvetias Töchter


Ladina Gartmann im Portrait

Ladina Gartmann ist Co-Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Amt für Jugend und Berufsberatung. Sie hat Soziologie in Zürich und Kopenhagen studiert. In ihrer Freizeit fährt sie auf dem Velo durch die Stadt, wandert durchs Engadin und liest, hört, schaut sich durch die Welt.