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Zur Übersicht16. Dezember 2024

Rudel der Löwinnen: Abschluss der dritten Runde – und weiter geht’s!

Wie heisst es so schön: Aller guten Dinge sind drei. Die dritte Durchführung des Mentoring-Programms «Rudel der Löwinnen» ist erfolgreich abgeschlossen – doch das Ende ist zugleich ein Anfang, denn wir starten direkt in die nächste Runde!

Nach einer inspirierenden Startveranstaltung folgten spannende Workshops zu essenziellen Themen wie «Erfolgreiche Bewerbungsgespräche» und «Selbstbewusstes Auftreten». In Kombination mit individuellen Mentoring-Gesprächen konnten die Teilnehmerinnen wertvolle Einblicke, Tipps und Unterstützung für ihre berufliche Entwicklung sammeln.

Der krönende Abschluss fand Ende November 2024 statt – mitten im Schneegestöber – mit dem Workshop «Netzwerken wie ein Profi». Das besondere Wetter hatte einen unverhofften Effekt: Auf dem Weg zur Veranstaltung entstanden durch das Schneegestöber neue Kontakte, die vielleicht sonst nie zustande gekommen wären. Und das war sehr passend zum anschliessenden Workshop, in dem genau das Thema Netzwerken im Mittelpunkt stand. Es war ein wunderbares Beispiel dafür, wie Chancen manchmal genau in den unerwarteten Momenten entstehen.

Die Abschlussveranstaltung selbst bot nicht nur wertvolle Learnings, sondern auch eine stimmungsvolle Atmosphäre voller angeregter Gespräche und neuer Begegnungen.
Ein grossartiges Programm mit beeindruckenden Erfahrungen und wertvollen Netzwerkmöglichkeiten liegt hinter uns. Nun sind die jungen Frauen bereit, ihren beruflichen Weg mit Mut und Zuversicht zu gehen.

Wir wünschen ihnen von Herzen viel Glück und Erfolg – und freuen uns schon auf die nächste Runde des „Rudels der Löwinnen“!

Zur Übersicht23. Januar 2024
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«Eine wunderbare Unterstützung»

Autorin: Ladina Gartmann

Der zweite Durchgang des Rudels der Löwinnen ist zu Ende. An einem tollen Abschluss konnten die Mentees ihr Zertifikat entgegennehmen. „Das Grundkonzept finde ich der Hammer: Fokus auf und Förderung für junge Frauen. Es war empowernd, Teil eines Frauen-Netzwerks zu sein.“ Dies ist eine der vielen schönen Rückmeldungen in der Evaluation des zweiten Rudel-Durchganges.

Ein stimmiger Abschluss

Von April bis November haben 20 Mentees und 20 Mentorinnen am Mentoringprogramm teilgenommen und sich beim Kick-Off Treffen, an drei Workshops und einem Erfahrungsaustausch getroffen und ausgetauscht. Im Anschluss an den letzten Workshop wurde angestossen, Dankesworte und -geschenke verteilt, viel gelacht beim Auftritt der Slam Poetin Martina Hügi und nicht zuletzt die festliche Rudel-Torte genossen.

Zufriedene Löwinnen

Die anschliessende Umfrage zeigt: die Mentees konnten wertvolle Inputs aus den Workshops mitnehmen und schätzten den Austausch untereinander sowie mit ihrer Mentorin. Auch die gute Atmosphäre an den Anlässen und die Unterstützung innerhalb des Netzwerkes wurden positiv bewertet. Mentee Ophelia sagt es so: «Ich fand das Mentoring Programm eine wunderbare Unterstützung, die für mich genau zum richtigen Zeitpunkt kam.» Mentee Anouk betont die «sehr positive und motivierende Stimmung bei allen Events». Vor allem der Austausch mit ihrer Mentorin war für die Mentees sehr positiv: «Es war sehr spannend, mit einer Person ausserhalb meines Umfeld Kontakt zu haben. Es war sehr persönlich und ich konnte viele brennende Fragen stellen. Sie konnte mir professionelle Tipps aus Arbeitgeberinnen-Sicht geben», bringt Mentee Caroline es auf den Punkt.

Den Mentorinnen bot die Teilnahme am Mentoringprogramm einen inspirierenden Austausch mit einer jungen Frau und Einblicke in die Anliegen der jungen Generation. Sie konnten sich innerhalb der Verwaltung vernetzen und haben neue Impulse und Perspektiven für sich selbst gewonnen. Im Vergleich zur ersten Durchführung konnte das Programm für Mentorinnen aus weiteren Ämtern und Direktionen geöffnet werden, was zu einem bereichernden Austausch führte: „Ich konnte mich innerhalb der kantonalen Verwaltung wie auch mit spannenden jungen Frauen vernetzen. Das gibt mir persönlich neue Impulse für meinen beruflichen wie auch privaten Alltag.“, wie Mentorin Anita es beschreibt.

Gestärktes Selbstbewusstsein

Die meisten Mentees konnten ihr Selbstbewusstsein nach eigenen Angaben erhöhen. Vor allem der Austausch mit ihrer Mentorin hat aus ihrer Sicht dazu beigetragen. Dies bestätigt auch der Vergleich des Selbstbewusstseinstests zu Beginn und am Ende des Rudels von acht Mentees. Sie haben sich durchschnittlich um 7 Punkte von insgesamt 80 gesteigert. Mentee Ophelia beschreibt es so: «Das Umfeld der anderen jungen Frauen und der Austausch mit den erfahrenen Mentorinnen haben mir mehr Vertrauen gegeben, dass es viele verschiedene Wege gibt, die man erleben kann.»

Praxisnahe Workshops

«Die Workshops fand ich wirklich toll», betont Mentee Laura. So konnten die Mentees die Tipps aus den Workshops mehrheitlich in die Praxis umsetzen. Sie schätzten die Übungen in den Workshops, die es ihnen ermöglichten, das Gelernte gleich aktiv anzuwenden. Besonders geblieben sind den Mentees die Übungen aus dem Workshop zum Thema Auftrittskompetenz sowie die Tipps zum CV und zu den Bewerbungsgesprächen.   

Vertrauensvoller Austausch zwischen Mentees und Mentorinnen

Den Austausch in der Mentee-Mentorin-Konstellation haben die Löwinnen mehrheitlich geschätzt. Die Mentees konnten die Tipps und Anregungen, die sie von ihrer Mentorin erhalten haben, grösstenteils in ihrem Alltag umsetzen. Mentee Anouk sagt dazu: „Ich habe mich sehr wohl und ernstgenommen gefühlt mit meiner Mentorin. Sie gab mir immer motivierende und ehrliche Inputs.“ Und Mentee Ophelia berichtet, dass «der Austausch mit meiner Mentorin mir sehr geholfen hat, meine Stärken zu definieren und mitzuteilen.».

Die besprochenen Themen waren dabei sehr vielfältig: von Bewerbungen und Berufseinstieg nach dem Studium über Selbstbewusstsein und selbstbewusstes Auftreten, Umgang mit Konflikten, Entscheidungen treffen und sich durchsetzen können bis zur persönlichen Entwicklung. Auch Lohnverhandlungen, Gesprächstechniken und Selbstmarketing waren Gesprächsthemen bei den Mentoringpaaren.

Folgende Aspekte waren für die Mentees in ihrer Mentoring-Beziehung am wichtigsten: Sie fühlten sich ernst genommen und schätzten die motivierenden Inputs ihrer Mentorin. Die Mentorin hat ihnen einen Safe-Space gegeben, um sich mitzuteilen und das vertrauensvolle Verhältnis hat ehrliche Gespräche ermöglicht. Der Austausch über grundsätzliche Fragen zum Studium und konkrete Anliegen wie ein Besprechungsgespräch war wertvoll für die Mentees. Und nicht zuletzt die gegenseitige Wertschätzung in der Mentoring-Beziehung wird positiv bewertet. Auch die Mentorinnen schätzten den Kontakt mit ihrem Mentee und der jungen Generation: „Es war schön, eine junge Frau begleiten zu können und zuzuschauen, wie sie das sich selbst gesetzte Ziel in dieser Zeit erreichen konnte“, beschreibt Mentorin Bettina den Mentoringprozess.

Zur Übersicht4. Dezember 2023

Frauen*domäne: Informatikerinnen

Einige Berufe werden auch heute noch seltener von Frauen ausgeübt. Wir haben mit Frauen gesprochen, die in sogenannten „Männerdomänen“ arbeiten. Sie stellen ihren Traumberuf vor und ermutigen andere Frauen, ihren Träumen zu folgen  – so auch Sophie Freimann und Katy Graf.

Liebe Katy & Sophie, danke, dass ihr euch Zeit nehmt, unsere Fragen zu beantworten.
Ihr seid aktuell in der Lehre zur Informatikerin, wie seid ihr auf diesen Berufswunsch gekommen?

Sophie: Ich bin auf die Informatik gekommen, weil ich in der 5. Klasse einen Zusatzkurs belegte und da konnte ich «Scratch» ausprobieren. Dies ist ein Programm, mit dem Kinder vereinfacht programmieren können. Das hat mir sehr gefallen und ich bekam den Wunsch, dies auch mal als Beruf zu machen. Später hatte ich dies allerdings nicht mehr im Kopf, auch weil ich das Gefühl hatte, ich werde als Mädchen deswegen ausgelacht. Ich wusste immer, ich wollte im Büro arbeiten und dachte dann an verschiedene KV-Lehren. Aber dann hatte ich mich doch getraut, wieder in die Information reinzuschauen und jetzt bin ich da.

Katy: Mein Bruder machte auch eine Informatik-Lehre und als kleine Schwester habe ich immer neugierig über seine Schulter geschaut und es hat mich sehr interessiert. Seither hat es mich gepackt und in der Schule haben wir auch mit «Scratch» und anderen Lernumgebungen gearbeitet, um den Computer und das Programmieren kennenzulernen. Ich habe auch andere Berufe angeschaut wie Detailhandel, Tierpflegerin und Transportfachfrau, also sehr verschieden, aber schliesslich habe ich dann doch gemerkt, dass die Applikationsentwicklung mich schon länger interessiert und mich dafür entschieden.

Aktuell gibt es immer noch deutlich weniger Frauen als Männer in dieser Lehrstelle. Wie war es für euch, euren Berufswunsch umzusetzen?

Sophie: Es war eine gewisse Angst da. Mein Freundeskreis ist stark weiblich und in der Schule war ich immer mit Mädchen zusammen. Und dann zu wissen, ich komme in eine neue Umgebung und in meinem Lehrbetrieb werde ich keine andere Mitlernende haben. Das machte mir schon ein wenig Angst, wie das sein wird. Das heisst in die Berufswahl hat es nicht direkt reingespielt, aber eine Angst war schon da.

Katy: Ich habe nicht gross daran gedacht, dass in diesem Beruf weniger Frauen vertreten sind. Ich hatte vorher schon einige Praktika gemacht und war es schon gewohnt, das einzige Mädchen zu sein. Bei mir hat das keine Rolle gespielt.

Wie hat euer Umfeld auf euren Berufswunsch reagiert?

Sophie: In meiner Familie kam das Thema Geschlecht wegen meiner Berufswahl nicht auf, sondern es hiess immer, Informatik sei ein zukunftsgerichteter und guter Job. In meinem Freundeskreis hat es ebenfalls keine grosse Rolle gespielt. Ein Kollege von mir ist auch Informatiker und bei ihm habe ich schon das Gefühl, dass er mich ein wenig unterschätzt. Vielleicht auch, weil ich keine Vorerfahrungen hatte. Aber alles in allem waren die Reaktionen okay.

Katy: In der Familie und im Kollegenkreis war es auch okay. Sie waren alle sehr unterstützend und fanden es cool, dass ich dies machen möchte.

Gibt es Momente, in denen ihr spürt, dass ihr als Frau in diesem Beruf in der Minderheit seid?

Sophie: Bei uns ist es so, dass im ersten Lehrjahr alle Lernenden zusammen sind und da habe ich es schon gemerkt. Ich war die einzige junge Frau mit acht Jungs und da habe ich gemerkt, wie sie miteinander umgehen, aber auch, wie sie auf mich reagiert haben. Manchmal hatte ich schon das Gefühl, dass ich mich nicht gut einbringen konnte. Jetzt bin ich in anderen Abteilungen mit älteren Mitarbeitenden und da merke ich es nicht mehr, es war mehr ein Thema unter den Gleichaltrigen.

In der vorherigen Abteilung hatte ich eine Berufsbildnerin und mein Eindruck war, dass die Jungs vor ihr weniger Respekt hatten als vor den Berufsbildnern. 

Katy: Bei uns im Betrieb hat es ausser mir nur noch im HR Frauen, wir werden aber nicht anders oder speziell behandelt. Wir sind wie eine grössere Familie, da wir ein kleiner Betrieb sind. Ich hatte bisher nur einen Kundenkontakt, wo die Initialreaktion «spannend» war. Der Kunde meinte, er fände es sehr cool, dass ich mit ihm zusammenarbeiten werde und da war klar, dass er auf mein Geschlecht anspielt. Ich habe mich dann später mit meinem Chef ein wenig lustig darüber gemacht, wir fanden das beide eher komisch.

Was müsste verändert werden, damit ihr euch als Frau noch wohler fühlt oder gefühlt hättet?

Sophie: Ich fände es cool, wenn es mehr Frauen in diesem Beruf gäbe. Bei mir selber wüsste ich nichts Konkretes, dass ich mich wohler fühlen würde.

Katy: Ich kann auch nichts Spezifisches nennen, das es besser machen würde.

Was gefällt euch an eurer Arbeit besonders?

Katy: Die Vielfältigkeit und die Kreativität, die wir anwenden können, denn es gibt immer mehrere Lösungswege. Dass ich meine eigenen Ideen einbringen kann in einem Projekt und andere davon überzeugen kann, dass es so besser ist oder einfacher geht. Sowie auch einfach die Arbeit am PC selber!

Sophie: Ich stimme dem allen zu. Mir gefällt auch die Komplexität, du kommst manchmal auch an deine Grenzen, aber wenn du es dann geschafft hast, dann freust du dich auch!

Gibt es etwas, dass ihr anderen Frauen auf den Weg geben willst, die den gleichen Beruf ausüben wollen?

Katy: Wenn das Interesse da ist, dann unbedingt versuchen. Die Klassenkameraden erlebe ich als hilfreich und lieb, daher ich würde es machen!

Sophie: Habt keine Angst! Es ist nicht so schlimm, wie ihr es euch vielleicht vorstellt. Ich habe mich schnell daran gewöhnt, dass ich nur mit Jungs bin. Denn schliesslich spielt das Geschlecht doch nicht so eine grosse Rolle. Und vor allem: Umso mehr junge Frauen sich getrauen, umso mehr werden wir dann auch in diesem Beruf.
 
Schöne Ratschläge und ein spannender Einblick, der hoffentlich andere Frauen für eine Lehre in der Informatik ermutigt – herzlichen Dank!


Katy Graf und Sophie Freimann sind im zweiten Lehrjahr zur Informatikerin und an ihrer Berufsschule in Zug die einzigen jungen Frauen in ihrer Klasse.

Zur Übersicht16. November 2023

Frauen*domäne: Maurerin

Einige Berufe werden auch heute noch seltener von Frauen ausgeübt. Wir haben mit Frauen gesprochen, die in sogenannten „Männerdomänen“ arbeiten. Sie stellen ihren Traumberuf vor und ermutigen andere Frauen, ihren Träumen zu folgen  – so auch Leandra Wolfisberg.

Liebe Leandra, danke, dass du dir Zeit genommen hast, von deiner beruflichen Tätigkeit zu erzählen. Du bist seit Sommer ausgebildete Maurerin, wie bist du auf diesen Beruf gekommen?

Durch meine Familie habe ich einen Bezug zum Beruf: Mein Vater ist Landschaftsgärtner und hat mich schon früh mitgenommen für Arbeiten. So mit 12-13 Jahren habe ich dann das Handwerkliche für mich entdeckt, vorher hatte ich gar kein Interesse daran. Dann ging es in der Schule irgendwann darum, schnuppern zu gehen. Ich wollte schauen gehen, was mein Bruder genau macht. Er hat als Maurer die Lehre gemacht und ist inzwischen Polier. Mit 13 Jahren war ich dann dort schnuppern und weil ich aufgrund des Alters noch keinen Lehrvertrag unterschreiben konnte, wollte das Unternehmen unbedingt, dass ich ein Jahr später nochmals komme, die waren ganz begeistert. Das habe ich dann gemacht und ein Jahr später hatte ich die Lehrstelle innerhalb von einer Woche! Bereits nach dem ersten Schnuppertag war klar für mich, dass ich diesen Beruf lernen möchte – ganz zum Erstaunen meiner Mutter 😉

Aktuell gibt es immer noch deutlich weniger Frauen als Männer in diesem Beruf. Wie war es für dich, deinen Berufswunsch umzusetzen?

Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass wenig Frauen diesen Beruf lernen. In der Schule hatte ich es immer gut mit Jungs und Mädchen und vor allem früher war ich mehr mit Jungs unterwegs, z.B. durch den Sport. Ich wurde dort schon immer gut aufgenommen und hatte nie Probleme. Was ich mir eher überlegt hatte, war, ob ich das fachlich verstehen werden, einen Nagel gerade einschlagen kann, etc.

Wie hat dein Umfeld auf deinen Berufswunsch reagiert?

Nicht gross. Ich war vorher schon in den Ferien jeweils bei meinem Vater im Geschäft und im Lockdown ging ich auch arbeiten. Daher kannte mein Umfeld mich schon so, in Arbeitskleidern und es war irgendwie klar für alle, dass das mein Ding ist. Ich musste mich nie gross erklären für meine Berufswahl.

Gibt es Momente, in denen du spürst, dass du als Frau in diesem Beruf in der Minderheit bist?

Es ist schon anders, ob es noch andere junge Frauen hat oder nicht. In der Schule ist mir zum Beispiel jeweils in der Garderobe für den Sportunterricht aufgefallen, dass die Themen unter den jungen Frauen schon ganz anders sind und auch wie sie über Dinge sprechen. Ich war dann halt in meiner Klasse immer mit Jungs.  Mittlerweile habe ich eine eigene Baustelle übernommen und habe einige Leute bei mir im Team. Ich muss mich beispielsweise um die Arbeitsaufteilung kümmern, eigentlich wie eine Polier-Funktion. Dieser Job ist grundsätzlich nicht einfach, weder für Männer noch für Frauen. Ich nehme mich selber nicht in dem Sinn als Frau wahr, dass ich denke, ich kann aufgrund meines Geschlechtes dies oder jenes nicht. Ich komme mit einer «Arbeiter»-Einstellung und scheue mich nicht vor Aufgaben, daher ist das nie ein Thema. Ich mache meine Arbeit einfach und das sehen meine Kollegen auch, daher ist das nie ein Thema, dass ich etwas nicht könnte, weil ich eine Frau bin.

Was müsste verändert werden, damit du dich als Frau noch wohler fühlst oder gefühlt hättest?

Ich brauche nicht viel, dass ich zufrieden bin. Zum Beispiel brauche ich keine eigene Baracke oder ein eigenes WC, damit würde ich mich nur vom Team separieren. Ich bin in die Lehre gekommen und war immer mit den Jungs zusammen, wir haben alle zusammen mittaggegessen und die WC-Türe lässt sich ja abschliessen 😉 So ist es familiärer, wir sind ein Haufen, der zusammengehört. Auch bei der Arbeit ist es so: Ich bekomme nie eine Arbeit extra oder eine nicht, weil ich eine Frau bin. Das ist auch einfach meine Art, ich weiss natürlich nicht, wie es anderen Frauen geht.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?

Die Arbeit im Team, du arbeitest nie alleine. Mir gefällt es gut, zu sehen, wie wir zusammen etwas aufbauen können. Ich finde es auch spannend, was vom Baufortschritt her zum Beispiel mit der Digitalisierung möglich ist. Du siehst auch immer viel Neues und es ist beeindruckend, wie schnell die Gebäude wachsen. Im Hochbau mache ich zwar eher ähnliche Arbeiten, aber jedes Objekt ist wieder anders und das macht es abwechslungsreich. Kreativität ist also gefragt.
 
Gibt es etwas, dass du anderen Frauen auf den Weg geben willst, die den gleichen Beruf ausüben wollen?

Angst ist nie ein guter Ratgeber! Egal mit welchem Beruf du startest, du machst dir sowieso am Anfang Gedanken. Es ist etwas Neues, in der Berufswelt bist du weniger behütet als vorher. Wenn eine junge Frau Interesse daran hat, auf den Bau zu gehen, dann gehe ich davon aus, dass sie schon einiges gewohnt ist und es ihr egal ist, wenn es mal kalt ist. Oder auch, dass sie gerne eine offene und direkte Kommunikation hat, auch wenn es vielleicht mal hart tönt. Das heisst, wenn du schnuppern gehst und es dir gefällt, dann mach es einfach, egal, was andere sagen. Verlieren kannst du sowieso nichts!
 
Ein schöner Rat und ein spannender Einblick, der hoffentlich andere Frauen für eine Lehre als Maurerin ermutigt – herzlichen Dank!


Leandra Wolfisberg (18) hat im Sommer ihre Maurerin-Lehre als Beste im Kanton Zug abgeschlossen. Sie arbeitet bei der Landis Bau AG im Bereich Hochbau, wo sie auch bereits ihre Lehre absolviert hat.

Zur Übersicht24. Oktober 2023
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«Wohin bitte schön mit den Händen?»

Autorin: Fiona Feuz

Mitten in der Präsentation und die Nerven beginnen zu flattern. Um sich wieder zu beruhigen, kann eine Ruheposition für die Hände helfen. Nur, wie sieht eine solche Position aus, wenn man nicht Frau Merkel imitieren möchte? Und was gilt es dabei zu beachten? Theaterpädagogin und Auftritts-Expertin Sarah Verny gab im zweiten Rudel-Workshop Auskunft.

Letztens hielt ich eine Präsentation und steckte so irgendwo zwischen Einleitung und dritter Folie, als ich mir überlegte, was genau ich mit den Händen machen soll: Etwas auf der Flipchart zeigen, fuchtle ich nicht zu stark herum oder soll ich meine Arme einfach hängen lassen? Gefährliche Fragen. Denn fortan konnte ich mich nicht mehr wirklich auf meinen Inhalt konzentrieren, sondern vielmehr darauf, wo sich meine zehn Finger aktuell befinden. Und zwangsläufig schoss nicht nur mein Puls, sondern auch meine Nervosität in die Höhe.

Eine gute Ausgangslage

«Eine Ruheposition für die Hände kann einem helfen, eine Ausgangslage zu haben und wieder Ruhe in die Präsentation zu bringen», erklärte Theaterpädagogin und Auftritts-Expertin Sarah Verny beim letzten Rudel-Workshop. Nur, was ist eine geeignete Ruheposition, die dann nicht aussieht, als würde frau beten oder von einer Kanzel sprechen?

Apropos Kanzel – die berühmte Ruheposition von Ex-Kanzlerin Angela Merkel – die Merkelraute – kann frau sich auch schlecht aneignen. «Wichtig ist, dass die Position oberhalb der Gürtellinie ist, so weckt man keine Aufmerksamkeit auf Körperteile, die frau wahrscheinlich nicht ins Zentrum rücken möchte.» Ob die Finger ineinander verknotet, oder die Hände wie zwei Schälchen ineinandergelegt werden, müsse frau ausprobieren. Es sollte sich gut anfühlen und einen nicht noch zusätzlich verunsichern.

Filzstifte oder Moderationskarten

Für all diejenigen, die sich dabei etwas unbeholfen vorkommen, so wie ich, gibt es immer noch die Stift-Variante. Ein Kugelschreiber, ein Pointer oder ein Filzstift in einer Hand zur Beruhigung. Allerdings kann es nach Verny seltsam sein, wenn etwas über die ganze Zeit gehalten wird, um die Nerven zu beruhigen und den Händen eine Aufgabe zu geben, aber gar nicht verwendet wird.

Was deshalb für Verny fast noch besser ist, wären Moderationskarten. Die sind im Vergleich zu normalem Druckpapier genug dick, dass es nicht raschelt und haben eine angenehme Grösse. Zudem geben sie neben dem physischen Halt für die Hände auch die Sicherheit, dass alles, was frau sagen will, in ihren Händen liegt. Und sollten sie doch mal runterfallen, gilt es Ruhe bewahren und sie ruhig wieder einzusammeln

Übung macht die Meisterin

Aber: egal welche Ruheposition frau wählt, sie muss geübt sein, damit sie natürlich und nicht verkrampft herüberkommt. Dies gilt natürlich generell immer bei Präsentationen. Üben, üben, üben -am besten laut und vor kleinem Publikum. Und falls das Publikum fehlt, kann die Position der Hände auch gut vor dem Spiegel getestet werden.

Ich selbst habe mich für die nächste Präsentation für Moderationskarten entschieden und die weissen Grusskarten in der Papeterie gekauft. Für was entscheidet ihr euch?

Zur Übersicht5. Oktober 2023

Frauen*domäne: Mediamatikerin

Einige Berufe werden auch heute noch seltener von Frauen ausgeübt. Wir haben mit Frauen gesprochen, die in sogenannten „Männerdomänen“ arbeiten. Sie stellen ihren Traumberuf vor und ermutigen andere Frauen, ihren Träumen zu folgen  – so auch Julia Ruchti.

Liebe Julia, danke, dass du dir Zeit genommen hast, von deiner beruflichen Tätigkeit zu erzählen. Du bist aktuell in der Lehre zur Mediamatikerin. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?

Tatsächlich wusste ich schon immer, dass ich einen kreativen Beruf erlernen möchte. Ich habe online verschiedene Berufsbilder erkundet, darunter auch Polydesignerin 3D und Gestalterin Werbetechnik. Als ich Schnupperlehren gemacht habe, merkte ich, dass mir etwas fehlte – die Fotografie. Als ich den Beruf der Mediamatikerin entdeckte, wusste ich sofort, dass dies der richtige Beruf für mich ist.

Aktuell gibt es immer noch deutlich weniger Frauen als Männer in dieser Lehrstelle. Wie war es für dich, deinen Berufswunsch umzusetzen?

Während des Bewerbungsprozesses hatte ich oft Zweifel an meinen Fähigkeiten. Aber als ich schliesslich zwei Zusagen für eine Lehrstelle erhielt und die Verantwortlichen mein Können lobten, fühlte ich mich manchmal fast wie eine Betrügerin. Dennoch sind Selbstzweifel in diesem Prozess normal, besonders in einem Bereich, der so vielfältig ist und verschiedene Talente erfordert.

Wie hat dein Umfeld auf deinen Berufswunsch reagiert?

Schon allein, weil ich nicht das Gymnasium besuchen wollte, musste ich oft mit meinen Lehrern und Lehrerinnen diskutieren. Hier habe ich zum ersten Mal gelernt, dass die Vorstellungen, die andere Leute von meiner Zukunft haben, völlig egal sind, solange ich glücklich bin. Meine Grosseltern dachten zunächst, ich werde „Mathematikerin“, und waren demnach zufrieden. Der Rest meines Umfelds fand es cool, was ich machen wollte.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?

Ich liebe meine Arbeit. Die Mediamatik ist so vielfältig, dass sie fast jedem kreativen Kopf etwas bietet. Ich empfehle diesen Beruf allen Frauen, die Interesse an Fotografie, Videografie, Design und Programmierung haben.

Gibt es Momente, in denen du spürst, dass du als Frau in diesem Beruf in der Minderheit bist?

Ich denke, bewusst wird dieses Thema nicht angesprochen. Dennoch habe ich schon genug oft Kommentare gehört, die darauf hindeuteten, dass wir Frauen angeblich nicht so viel Wissen in diesem Bereich hätten. Solche Kommentare finden jedoch glücklicherweise keinen Platz in meinem sehr offenen Lehrbetrieb.

Was müsste verändert werden, damit du dich als Frau noch wohler fühlst oder gefühlt hättest?

Es wichtig, dass Geschlechterstereotypen und Vorurteile in der Arbeitswelt weiter abgebaut werden. Eine offene und respektvolle Einstellung gegenüber Frauen in technischen und kreativen Berufen ist wichtig, um ein Umfeld zu schaffen, indem sich alle wohl fühlen.
 
Gibt es etwas, dass du anderen Frauen auf den Weg geben willst, die den gleichen Beruf ausüben wollen?

Wenn du diesen Beruf ausüben möchtest, dann tu es! Es ist völlig egal, was andere über deine Entscheidung denken. Für mich war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
 
Ein schöner Rat und ein spannender Einblick, der hoffentlich andere Frauen für eine Lehre in der Mediamatik ermutigt – herzlichen Dank!


Julia Ruchti (16) ist in der Lehre zur Mediamatikerin bei LerNetz. In ihrer Freizeit fotografiert sie gern und liebt Abenteuer- & Fantasyromane.

Zur Übersicht1. September 2023

Selbstbewusstes Auftreten will geübt sein

Viele kennen diese Situation: Sie müssen vor einer Gruppe etwas präsentieren oder an einer Sitzung etwas erläutern, sie sind gut vorbereitet, doch dann kommt die Nervosität vor dem «Auftritt». Im Gespräch erzählt Sarah Verny, worauf es bei einem selbstbewussten Auftreten zu achten gilt, wie frau das üben kann und welche Tricks dabei helfen. Sie ist Theaterpädagogin und gibt unter anderem Kurse in Auftrittskompetenz an verschiedenen Fachhochschulen. In unserem Rudel-Mentoring leitet sie den Workshop «Selbstbewusst Auftreten».

Sarah, was macht für dich selbstbewusstes oder selbstsicheres Auftreten aus?

Sarah Verny: Ein entscheidender Punkt ist, dass es um das Selbstbewusstsein geht: Eine Person, die selbstbewusst auftritt, weiss, was sie macht und sie macht dies auch absichtlich. Oder in anderen Worten: Es passiert ihr nicht, sondern sie handelt bewusst. Und wenn ihr trotzdem etwas passiert, beispielsweise wenn ihr etwas herunterfällt oder sie sich verspricht, dann ist dies nicht schlimm und sie kann damit umgehen. Sie ist sich ihrer selbst sicher.

In Bezug auf den Körper und das Äusserliche zeichnet sich selbstsicheres Auftreten durch eine gewisse Klarheit aus: ein klarer Blick, ein klares Verhalten, klare Aussagen, eine klare Stimme, eine aufrechte Körperhaltung. Kurz gesagt: Klar, bewusst, aufrecht und mit einer gewissen Ruhe. Dafür hilft zum Beispiel, beim Vorbereiten der Präsentation auch den Anfang und das Ende zu planen. Wie begrüsse ich das Publikum? Was ist mein Schlusssatz?

Was ist dabei wichtig?

Selbstsicher wirken heisst nicht automatisch selbstsicher sein! Wie wir äusserlich wirken, ist nicht immer kongruent damit, wie wir uns innerlich fühlen. Selbstsichere Aussenwirkung lässt sich herstellen. Dafür kann ich ein Rezept schreiben, was es alles dazu braucht: zum Beispiel ruhig bleiben und sich Zeit lassen, auch wenn etwas Ungeplantes passiert. Hektik wirkt nervös. Ich mache bewusst alles langsam, z.B. beim Einrichten oder wenn mir die Notizen runtergefallen sind und atme nochmals tief durch, bevor ich beginne. Für eine selbstsichere Wirkung ist auch wichtig, aufrecht zu sitzen oder stehen und den Blick geradeaus zu richten.

Hilfreich ist zudem, wenn ich mir vor dem Auftritt überlege, was ich erreichen will und was mein Ziel ist und dieses so konkret wie möglich formuliere. Je nachdem baue ich meine Präsentation unterschiedlich auf und kann mit den Reaktionen aus dem Publikum auch entsprechend umgehen.

Hast du einen Tipp gegen die Nervosität oder wie ich sie zumindest in den Griff bekomme?

Der wichtigste Tipp, der nicht genug gesagt werden kann: Üben üben üben und zwar alle Formen von Auftritt! Wenn ich mich beispielsweise nicht getraue, mich in einer Runde zu melden, dann übe ich das immer wieder, in allen möglichen Situationen. Eine gute Übung ist auch, sich selber vorzustellen, das kann gut auch in privaten Situationen immer wieder trainiert werden. Und nicht zuletzt auch den eigentlichen Vortrag oder die Präsentation üben, also nicht einfach den Text zu lesen, sondern den ganzen Ablauf der Präsentation durchzuspielen mit hingehen, begrüssen und dann den Inhalt laut aufsagen. Idealerweise vor Publikum.

Für die Vortragsnotizen gilt: Keine Sätze aufschreiben, sondern nur Stichworte notieren und zwar auf kleine etwas dickere, nummerierte Moderationskarten (statt auf normales Papier in A4-Format). So kannst du sie gut halten, auch wenn du ein wenig zitterst und die Nummerierung hilft, falls dir die Karten herunterfallen oder durcheinandergeraten.

Gibt es noch etwas Weiteres, was frau üben kann?

Eine gute Übung ist, sich eine Ruheposition für die Hände zu suchen, z.B. die Hände ineinanderlegen. Dies funktioniert als eine Art «Parkplatz», wo ich meine Hände ablege, wenn ich sie grad nicht brauche und nicht gestikuliere. Das kann gut antrainiert werden. Ein anderer wichtiger Aspekt, der sich gut trainieren lässt, ist Pausen auszuhalten und auch aktiv Pausen zu machen. Das hilft auch, um viele «ähs» zu vermeiden. Dazu braucht es ein langsames Redetempo, so dass ich genug Zeit habe, um eine Pause zu machen, statt äh zu sagen oder ins Stocken zu geraten. Die vorhin erwähnte Ruhe gilt also nicht nur für die Bewegungen, sondern braucht es auch beim Sprechen.

Wie ist es bei dir selber – bist du vor Auftritten jeweils noch nervös?

Ja und ich glaube auch, ich werde nie nicht nervös sein. Ich bin bei allem nervös, was mir wichtig ist und das ist einfach menschlich. Es geht nicht darum, die Nervosität vollständig loszuwerden, sondern sich mit ihr anzufreunden und insofern zurecht zu kommen, dass ich davon weder gelähmt werde noch ängstlich oder unsicher wirke.

Nervosität oder Lampenfieber gehört einfach dazu und gibt uns auch eine gewisse Grundspannung. In Situationen, in denen ich nicht nervös bin, muss ich mich manchmal ein wenig pushen, damit ich Energie bekomme. Wenn ich aber ein wenig nervös bin, bin ich automatisch in einer gewissen Spannung und ein wenig kribbelig und das hilft mir, wenn ich beispielsweise einen Workshop leitet.

Und wie gehst du damit um?

Ich habe Hilfsmittel vor und während dem Auftritt. Bei Dingen, bei denen ich weiss, dass sie mich nervös machen, bereite ich mich besonders gut vor und übe sie immer wieder. Dies hilft mir rational, wenn ich weiss, ich bin gut vorbereitet, ich konnte es beim Üben xmal gut, dann kann ich es nun auch. Ich kenne meinen Text und ich weiss, was ich mache.

Das andere konkrete Hilfsmittel kurz vor dem Auftritt ist eine Atemübung. Atemübungen helfen, um aus dem Kopf und dem Gedankenkarussell herauszukommen und sie senken ganz konkret unseren Puls. Eine gute Übung ist zum Beispiel die 4-7-8-Atmung, bei der doppelt so lange ausgeatmet (auf 8 zählen) wie eingeatmet (auf 4 zählen) und dazwischen der Atem angehalten wird (auf 7 zählen). Eine zweite gute Übung, die du auch machen kannst, wenn du bereits auf dem Weg zum Rednerinnenpult bist, ist lange auszuatmen wie um eine Kerze auszublasen und dabei mit den Lippen ein «f» zu formen. Bewusstes Atmen ist immer auch Erden.


Sarah Verny hat den Master in Theaterpädagogik an der ZHdK abgeschlossen. Sie assistierte an der Schaubühne Berlin, leitete in der Spielzeit 2015/2016 die Theaterpädagogik am Konzert Theater Bern und arbeitet seitdem freiberuflich für verschiedene Deutschschweizer Theaterinstitutionen u.a. für das Zürcher Schauspielhaus. Aktuell unterrichtet sie Auftrittskompetenz, Persönlichkeitsbildung und Theater an der FMS Thun sowie Präsentationstechnik und Auftrittskompetenz an der Kunsthochschule HGK Basel.

Zur Übersicht29. August 2023

Frauen*domäne: Softwareingenieurin

Einige Berufe werden auch heute noch seltener von Frauen ausgeübt. Wir haben mit Frauen gesprochen, die in sogenannten „Männerdomänen“ arbeiten. Sie stellen ihren Traumberuf vor und ermutigen andere Frauen, ihren Träumen zu folgen  – so auch Nadja Kämpf.

Liebe Nadja, danke, dass du dir Zeit genommen hast, von deiner beruflichen Tätigkeit zu erzählen. Du bist Softwareingenieurin im Robotik Bereich. Wie bist du auf diesen Beruf gekommen?

Nach dem Gymnasium wollte ich ursprünglich Biomedizin studieren, habe mich dann aber für Maschinenbau eingeschrieben, weil dieser Bachelorstudiengang mehr Optionen für den Master offen lässt. Tatsächlich habe ich mich später mehr für die Robotik interessiert und habe einen Master in Robotics, Systems und Control abgeschlossen. In diesem Bereich habe ich schliesslich eine Stelle in Zürich gefunden, wo ich seit 2 Jahren arbeite.

Wie ist es dir während des Studiums ergangen?

Das Studium war sehr zeitintensiv und erforderte viel Disziplin, insbesondere während der Semesterferien und Lernphasen, in welcher andere Studierende anderen Tätigkeiten nachgehen. Da müssen jedoch alle durch, die sich an der ETH für ein Studium anmelden.
 
Wie hat dein Umfeld auf deinen Berufswunsch reagiert?

Meine Familie hat mich bei meiner Studienwahl sehr unterstützt. Ich habe jedoch auch einige Kollegen, die sich etwas kritischer äusserten und meinten, Maschinenbau würde nicht wirklich zu mir passen.

Ich glaube aber, dass es auch bei der Berufswahl meist mehrere richtige Wege und nicht nur die eine richtige Entscheidung gibt.

Gibt es Momente, in denen du spürst, dass du als Frau in diesem Beruf in der Minderheit bist?

Im Studium war dies nur relativ selten der Fall. Da jährlich ungefähr 500 Studierende neu mit Maschinenbau beginnen, trifft man auch bei einer Frauenquote von 12% auf nette Kolleginnen. In solch grossen Studienprogrammen bilden sich zwangsläufig kleine Grüppchen, in unserem waren die Frauen in der Überzahl. Die Frauen im Studium lernte ich auch durch verschiedene Events, welche Firmen im Rahmen von Diversity Programmen organisieren, schnell kennen.

Bei der Arbeit hingegen spüre ich eher, dass Frauen in der Minderheit sind, zeitweise war ich die einzige Frau in unserem Team. Mittlerweile habe ich mich jedoch etwas daran gewöhnt und pflege auch Kontakte zu Frauen aus anderen Teams der selben Firma.

Was müsste verändert werden, damit du dich als Frau noch wohler fühlst oder gefühlt hättest? 

An der Hochschule gelten für alle Studierenden die gleichen Massstäbe.

Im Beruf jedoch sind die Rahmenbedingungen anders als im Studium. Hier hängt viel von den Vorgesetzten, dem Team und dem eigenen Verhandlungsgeschick ab, was leicht zu Konflikten führen kann. Der vermehrte Einsatz von strukturierteren Beurteilungen könnte helfen, Konflikte bereits im Vorfeld zu vermeiden.

Ob sich eine Person, egal welcher Minderheit sie angehört, in einem Team wohl fühlt, hängt oft von der Teamkultur ab. Ich denke, es wäre wichtig, gerade bei internen Konflikten vermehrt auf diese Personen zu hören und ihre Anliegen zur Verbesserung der Situation im Team ernst zu nehmen.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?

Bei meiner Arbeit schätzte ich die Möglichkeit an interessanten Projekten mitzuwirken und den Austausch mit Personen mit anderem Hintergrund und Ideen.
 
Gibt es etwas, dass du anderen Frauen auf den Weg geben willst, die den gleichen Beruf ausüben wollen?

In meinem Umfeld hatten und haben relativ viele Frauen mit Selbstzweifeln zu kämpfen, sowohl während des Studiums als auch später. Versucht, eure Leistungen objektiv zu beurteilen, oft gibt es keinen Grund für diese Zweifel.

Ausserdem finde ich es wichtig, sofort anzusprechen, wenn man sich ungleich oder schlecht behandelt fühlt. Manchmal können so weitere Unannehmlichkeiten vermieden werden.
 
Ein schöner Rat und ein spannender Einblick, der hoffentlich andere Frauen für ein Studium im Bereich Engineering ermutigt – herzlichen Dank!


Nadja Kämpf (27) ist Softwareingenieurin bei Hexagon. Sie hat einen Master of Science in Robotics, Systems and Control der ETH.

Zur Übersicht22. August 2023
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«Der perfekte Beitrag über ungesunden Perfektionismus»

Autorin: Stefanie Rübenacker

Mich überrascht immer wieder, wie das das Leben so spielt. Wie es uns IMMER WIEDER den Spiegel vorhält und nicht lockerlässt, bis wir die Lektion auch wirklich verstanden haben. Einfach Zeit verstreichen lassen, gilt nicht: The only way out is through. Genau so ging es mir mit dieser Kolumne zum Thema «Perfektionismus».  In der Redaktionssitzung habe ich dem Team gross verkündet, einen Beitrag zu schreiben: «Wie wir ungesunden Perfektionismus überwinden». Ich war überzeugt, kürzlich grossartige Erkenntnisse dazu gehabt zu haben und verspürte das starke Bedürfnis, meine Weisheit mit allen zu teilen. In meiner Vorstellung war der Beitrag bereits geschrieben, meine Erlebnisse, Einsichten und Ratschläge schlüssig und spritzig zusammengefasst. Eine Portion Barbara Bleisch mit einer Prise Gülsha. Tiefgründig und doch mitten aus dem Leben. Entsprechend begeistert reagierte auch das Team auf meinen Vorschlag. Eine Kolumne zu Perfektionismus – grossartige Idee!

Ich öffnete noch am gleichen Tag euphorisch mein Word. Das digitale Blatt Papier weissstrahlend vor mir, der Curser erwartungsvoll blinkend. Durch meinen Kopf blitzten dutzende Ideen. Ich wollte alles unterbringen. Ich wollte den perfekten Beitrag schreiben. DEN PERFEKTEN BEITRAG ÜBER UNGESUNDEN PERFEKTIONISMUS. Touché. Es bedarf nicht viel Kombinationsgabe, um jetzt schon zu ahnen, dass es natürlich nicht dazu kam. Anstatt einfach loszulegen, drehte und wendete ich jedes Wort, weil mir einfach keines zusagte. Sobald ich ein bis zwei Sätze runtergetippt hatte, drückte ich die DELETE-Taste, als ging es um mein Leben. Bis ich irgendwann erschöpft und frustriert den zuklappte. Ein bisschen Zeit vergehen lassen, ist bestimmt eine gute Idee. Schreibblockaden kennen selbst die erfolgreichsten Autor*innen … Wie es so ist mit diesen Spiegeln des Lebens, erkennen wir sie selten dann, wenn wir geradeaus in sie hineinstarren.

Zwei Tage liess ich meine Schreibblockade ruhen, bis ich den nächsten Versuch wagte. Das digitale Blatt Papier immer noch strahlendweiss, der Cursor inzwischen fast vorwurfsvoll blinkend. Dieses Mal versuchte ich es mit einer anderen Herangehensweise. Bevor ich zu schreiben anfing, recherchierte ich. Darin war ich gut. Schliesslich habe ich ein ganzes Semester lang «wissenschaftliches Arbeiten» gelernt. Ich klickte mich also durch Psychologie-Blogs, Master- und Bachelorarbeiten und Studienpaper rund um Perfektionismus und mit jeder Lektüre verlor ich ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Wusste ich überhaupt genug, um einen Beitrag über Perfektionismus zu schreiben? Wie wissenschaftlich muss eine Kolumne eigentlich sein? Gibt’s solche Beiträge nicht eh schon zur Genüge? Vielleicht muss ich mein ganzes Vorhaben über den Haufen schmeissen – das war der letzte Gedanke, bevor ich das Worddokument wieder schloss. Und dieses Mal blieb es ein paar Tage länger zu.

Während ich immer ernsthafter mit dem Gedanken spielte, das Vorhaben abzubrechen und möglichst alle anderen auch noch so nichtigen Aufgaben vorzog, trudelte eine Mail von meiner Teamkollegin rein: «Ich freu mich auf deinen Beitrag über Perfektionismus». Mist. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. Schlimmer noch als meinen Erwartungen nicht gerecht zu werden, ist nur, anderer Erwartungen nicht gerecht zu werden. Aha. Kam mir das nicht irgendwie bekannt vor? Ich schloss die Augen, atmete tief und lächelte liebevoll über so viel Metaebene, über so viel vorgehaltenen Spiegel. Während ich einen Beitrag über ungesunden Perfektionismus schreiben wollte, stand mir also nichts Geringeres im Weg als mein eigener ungesunder Perfektionismus.

Nun sitze ich also hier und öffne noch einmal das Word. Eine ganz neue Datei, ohne gemeinen Cursor. Und ich beginne zu schreiben. Einfach drauflos. Die perfekten Wörter fliegen mir immer noch nicht zu, auch die Sätze kommen ungeschliffen. Doch ich weiss, da muss ich durch. Und es fühlt sich ziemlich gut an. Denn das wollte ich eigentlich mit dieser Kolumne weitergeben. Aus Angst davor, Erwartungen nicht zu erfüllen, nicht gut genug zu sein, angreifbar zu werden, mache ich oft NICHTS. Dadurch stehe ich mir und vor allem meinen Wünschen und Zielen im Weg. Ich fürchte mich so sehr vor Urteilen anderer, dass ich schon Bewerbungen auf Traumstellen nicht abgeschickt, Arbeiten zu spät eingereicht oder Personen nicht angesprochen habe. Ich versuche, alle möglichen Kritikpunkte, Meinungen und Reaktionen vorherzusehen, bis ich fast durchdrehe. Ich stehe damit aber nicht nur mir und meinen Wünschen im Weg, sondern auch spannenden Diskussionen, befruchtendem Austausch und Innovation. Denn Perfektionismus hinter mir lassen, habe ich nicht zuletzt auch im Design Thinking gelernt: Ideen möglichst früh eine Form geben, so werden sie konkret und können diskutiert, widerlegt, weiterentwickelt oder umgesetzt werden. Das lässt sich auch auf persönliche Anliegen und Vorhaben übertragen. Prototyping als Therapieform quasi. Einfach mal loslegen, die Bewerbung schicken, die Arbeit abgeben, die Person ansprechen, oder den Beitrag schreiben. Vielleicht erhalten wir eine Absage, ernten ein Naserümpfen oder Kopfschütteln. Vielleicht aber auch nicht.

Zur Übersicht15. Juni 2023
Rudel-Kolumne Banner Seine Stärken kennen dank VIA-IS Persönlichkeitstest

«Was sind Ihre persönlichen Stärken?»

Von Stefanie Rübenacker

Sie gilt als Klassiker unter den Bewerbungsfragen, die Frage nach den persönlichen Stärken und Schwächen. Und obwohl viele Recruiter*innen inzwischen immer mehr auf authentischere Gesprächsführung setzen, tun wir immer noch gut daran, uns auf die Gretchenfrage vorzubereiten: Um unnötiges Stottern im Bewerbungsgespräch zu verhindern, vor allem aber, um uns selber unseren Stärken bewusst zu sein und diese zu leben.

Weshalb wir die eigene Leistung minimieren

Während wir persönliche Schwächen oft im Schlaf aufzählen können, fällt es uns meist schwer, eigene Stärken zu kennen oder gar zu benennen. Gemäss diversen Studien (z.B. «Gender Differences in Self-Promotion» von Kieran Snyder 2018) gibt es Hinweise darauf, dass gerade Frauen eher dazu neigen, ihre Stärken herunterzuspielen oder zu verbergen. Frauen tendieren dazu, ihre Leistungen zu minimieren, um nicht arrogant rüber zu kommen oder, um gängigen Stereotypen gerecht zu werden – also z.B. um «weiblich» zu gelten. Hinzu kommt, dass Frauen aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen oder der kritischen «inneren Stimme» eher an sich selber zweifeln.

Das wahre Potential zeigen

Solche Unsicherheiten hindern uns oft daran, unser volles Potential auszuschöpfen. Und genau darum ginge es doch in Bewerbungsgesprächen: Mit unserer Persönlichkeit überzeugen. Wir wollen uns nicht anders darstellen, als wir sind, sondern unser wahres Potential zeigen. Selbstbewusstes Auftreten bedeutet, dass wir in unsere Fähigkeiten und in unser Wissen vertrauen. Das zeigt den Arbeitgeber*innen, dass wir uns wohl fühlen und in der Lage sind, Herausforderungen einzuschätzen, anzunehmen und zu meistern. Und selbstbewusstes Auftreten ist eine Fähigkeit, die wir erlernen und entwickeln können.

VIA IS – ein Tool der positiven Psychologie

Barbara Coray, Berufs- Studien- und Laufbahnberaterin im biz Oerlikon empfiehlt den VIA-IS Persönlichkeitstest, um die eigenen Stärken zu erkennen. Der Test basiert auf der positiven Psychologie und wurde unter der Leitung der beiden Psychologen Dr. Martin Seligman und Dr. Christopher Peterson entwickelt. VIA steht für «Values in Action», IS für «Inventory of Strengths». «Es geht darum, die individuellen Stärken zu identifizieren und einzusetzen, um die eigenen Werte und Überzeugungen in die Tat umzusetzen», erklärt Barbara. Der VIA-IS ist ein Selbsttest mit 120 Fragen. Die Fragen basieren auf 24 Charakterstärken folgender Kategorien: Weisheit und Wissen, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mässigung und Transzendenz.

Signaturstärken kennen und leben

Nachdem der Test abgeschlossen ist, erhält man als Resultat die 24 Charakterstärken sortiert nach ihrer Bedeutung für die eigene Persönlichkeit. Denn grundsätzlich haben alle Menschen alle 24 Charakterstärken. Als nächsten Schritt wird anhand der «Top 7» festgelegt, welche Stärken die persönlichen «Signaturstärken» sind. Jeder Mensch hat 3-7 Signaturstärken, also Stärken, die besonders zentral für eine Person sind und deren Ausübung als erfüllend empfunden wird. Barbara Coray ergänzt: «Den eigenen Signaturstärken können wir auch auf die Spur kommen, indem wir uns folgende Fragen stellen: Bei welchen Stärken fühle ich mich  besonders glücklich, stark und bestätigt? Welche Stärken entsprechen meinem innersten Wesen?»

Je mehr Möglichkeiten wir finden um diese «Signaturstärken» in den Alltag und ins Berufsleben zu integrieren, desto zufriedener sind wir und desto wohler fühlen wir uns.

Beispiel eines Ergebnisses vom VIA-IS Stärkentest

Profil schärfen und vorbereitet ins Bewerbungsgespräch

Der VIA-IS Test eignet sich also gut, um sich auf ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten: «Wir lernen damit unsere persönlichen Stärken kennen und können  Beispiele aus dem Leben vorbereiten, in denen uns diese Eigenschaften geleitet haben. Um überzeugend rüber zu kommen, hilft es nämlich, in Vorstellungsgesprächen von konkreten Erfolgen berichten zu können», so Barbara Coray.

Das Beantworten der 120 Fragen benötigt etwas Zeit. Wenn das aber dazu beitragen kann, dass wir nicht nur unsere Traumstelle ergattern, sondern, dass Frauen sich ihrer Stärken besser bewusst sind und wissen, wie sie diese einsetzten können, lohnen sich diese Minuten allemal.


Barbara Coray ist Berufs-, Studien-, und Laufbahnberaterin im biz Oerlikon und eine unserer Rudel der Löwinnen-Mentorin. Zuvor hat sie unter anderem als Recruiterin gearbeitet und ist Expertin in Sachen Bewerbungsprozess. In der Laufbahnberatung empfiehlt sie gerne den VIA-IS Stärkentest als Tool zur Selbstreflexion. Eine Laufbahnberatung kann im Verlauf eines Berufslebens in verschiedenen Situationen hilfreich sein, beispielsweise beim ersten Berufseinstieg nach einem Studium oder zur beruflichen Neuorientierung.

Der VIA-IS Stärkentest ist kostenlos und online zugänglich, z.B. über die Universität Zürich: https://charakterstaerken.org

Mehr Infos zu persönlichen Beratungsgesprächen bei der Laufbahnberatung des Kantons Zürich findet ihr unter: www.zh.ch/de/bildung/berufs-studien-laufbahnberatung/laufbahnberatung.html