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Zur Übersicht23. Januar 2024
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«Eine wunderbare Unterstützung»

Autorin: Ladina Gartmann

Der zweite Durchgang des Rudels der Löwinnen ist zu Ende. An einem tollen Abschluss konnten die Mentees ihr Zertifikat entgegennehmen. „Das Grundkonzept finde ich der Hammer: Fokus auf und Förderung für junge Frauen. Es war empowernd, Teil eines Frauen-Netzwerks zu sein.“ Dies ist eine der vielen schönen Rückmeldungen in der Evaluation des zweiten Rudel-Durchganges.

Ein stimmiger Abschluss

Von April bis November haben 20 Mentees und 20 Mentorinnen am Mentoringprogramm teilgenommen und sich beim Kick-Off Treffen, an drei Workshops und einem Erfahrungsaustausch getroffen und ausgetauscht. Im Anschluss an den letzten Workshop wurde angestossen, Dankesworte und -geschenke verteilt, viel gelacht beim Auftritt der Slam Poetin Martina Hügi und nicht zuletzt die festliche Rudel-Torte genossen.

Zufriedene Löwinnen

Die anschliessende Umfrage zeigt: die Mentees konnten wertvolle Inputs aus den Workshops mitnehmen und schätzten den Austausch untereinander sowie mit ihrer Mentorin. Auch die gute Atmosphäre an den Anlässen und die Unterstützung innerhalb des Netzwerkes wurden positiv bewertet. Mentee Ophelia sagt es so: «Ich fand das Mentoring Programm eine wunderbare Unterstützung, die für mich genau zum richtigen Zeitpunkt kam.» Mentee Anouk betont die «sehr positive und motivierende Stimmung bei allen Events». Vor allem der Austausch mit ihrer Mentorin war für die Mentees sehr positiv: «Es war sehr spannend, mit einer Person ausserhalb meines Umfeld Kontakt zu haben. Es war sehr persönlich und ich konnte viele brennende Fragen stellen. Sie konnte mir professionelle Tipps aus Arbeitgeberinnen-Sicht geben», bringt Mentee Caroline es auf den Punkt.

Den Mentorinnen bot die Teilnahme am Mentoringprogramm einen inspirierenden Austausch mit einer jungen Frau und Einblicke in die Anliegen der jungen Generation. Sie konnten sich innerhalb der Verwaltung vernetzen und haben neue Impulse und Perspektiven für sich selbst gewonnen. Im Vergleich zur ersten Durchführung konnte das Programm für Mentorinnen aus weiteren Ämtern und Direktionen geöffnet werden, was zu einem bereichernden Austausch führte: „Ich konnte mich innerhalb der kantonalen Verwaltung wie auch mit spannenden jungen Frauen vernetzen. Das gibt mir persönlich neue Impulse für meinen beruflichen wie auch privaten Alltag.“, wie Mentorin Anita es beschreibt.

Gestärktes Selbstbewusstsein

Die meisten Mentees konnten ihr Selbstbewusstsein nach eigenen Angaben erhöhen. Vor allem der Austausch mit ihrer Mentorin hat aus ihrer Sicht dazu beigetragen. Dies bestätigt auch der Vergleich des Selbstbewusstseinstests zu Beginn und am Ende des Rudels von acht Mentees. Sie haben sich durchschnittlich um 7 Punkte von insgesamt 80 gesteigert. Mentee Ophelia beschreibt es so: «Das Umfeld der anderen jungen Frauen und der Austausch mit den erfahrenen Mentorinnen haben mir mehr Vertrauen gegeben, dass es viele verschiedene Wege gibt, die man erleben kann.»

Praxisnahe Workshops

«Die Workshops fand ich wirklich toll», betont Mentee Laura. So konnten die Mentees die Tipps aus den Workshops mehrheitlich in die Praxis umsetzen. Sie schätzten die Übungen in den Workshops, die es ihnen ermöglichten, das Gelernte gleich aktiv anzuwenden. Besonders geblieben sind den Mentees die Übungen aus dem Workshop zum Thema Auftrittskompetenz sowie die Tipps zum CV und zu den Bewerbungsgesprächen.   

Vertrauensvoller Austausch zwischen Mentees und Mentorinnen

Den Austausch in der Mentee-Mentorin-Konstellation haben die Löwinnen mehrheitlich geschätzt. Die Mentees konnten die Tipps und Anregungen, die sie von ihrer Mentorin erhalten haben, grösstenteils in ihrem Alltag umsetzen. Mentee Anouk sagt dazu: „Ich habe mich sehr wohl und ernstgenommen gefühlt mit meiner Mentorin. Sie gab mir immer motivierende und ehrliche Inputs.“ Und Mentee Ophelia berichtet, dass «der Austausch mit meiner Mentorin mir sehr geholfen hat, meine Stärken zu definieren und mitzuteilen.».

Die besprochenen Themen waren dabei sehr vielfältig: von Bewerbungen und Berufseinstieg nach dem Studium über Selbstbewusstsein und selbstbewusstes Auftreten, Umgang mit Konflikten, Entscheidungen treffen und sich durchsetzen können bis zur persönlichen Entwicklung. Auch Lohnverhandlungen, Gesprächstechniken und Selbstmarketing waren Gesprächsthemen bei den Mentoringpaaren.

Folgende Aspekte waren für die Mentees in ihrer Mentoring-Beziehung am wichtigsten: Sie fühlten sich ernst genommen und schätzten die motivierenden Inputs ihrer Mentorin. Die Mentorin hat ihnen einen Safe-Space gegeben, um sich mitzuteilen und das vertrauensvolle Verhältnis hat ehrliche Gespräche ermöglicht. Der Austausch über grundsätzliche Fragen zum Studium und konkrete Anliegen wie ein Besprechungsgespräch war wertvoll für die Mentees. Und nicht zuletzt die gegenseitige Wertschätzung in der Mentoring-Beziehung wird positiv bewertet. Auch die Mentorinnen schätzten den Kontakt mit ihrem Mentee und der jungen Generation: „Es war schön, eine junge Frau begleiten zu können und zuzuschauen, wie sie das sich selbst gesetzte Ziel in dieser Zeit erreichen konnte“, beschreibt Mentorin Bettina den Mentoringprozess.

Zur Übersicht24. Oktober 2023
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«Wohin bitte schön mit den Händen?»

Autorin: Fiona Feuz

Mitten in der Präsentation und die Nerven beginnen zu flattern. Um sich wieder zu beruhigen, kann eine Ruheposition für die Hände helfen. Nur, wie sieht eine solche Position aus, wenn man nicht Frau Merkel imitieren möchte? Und was gilt es dabei zu beachten? Theaterpädagogin und Auftritts-Expertin Sarah Verny gab im zweiten Rudel-Workshop Auskunft.

Letztens hielt ich eine Präsentation und steckte so irgendwo zwischen Einleitung und dritter Folie, als ich mir überlegte, was genau ich mit den Händen machen soll: Etwas auf der Flipchart zeigen, fuchtle ich nicht zu stark herum oder soll ich meine Arme einfach hängen lassen? Gefährliche Fragen. Denn fortan konnte ich mich nicht mehr wirklich auf meinen Inhalt konzentrieren, sondern vielmehr darauf, wo sich meine zehn Finger aktuell befinden. Und zwangsläufig schoss nicht nur mein Puls, sondern auch meine Nervosität in die Höhe.

Eine gute Ausgangslage

«Eine Ruheposition für die Hände kann einem helfen, eine Ausgangslage zu haben und wieder Ruhe in die Präsentation zu bringen», erklärte Theaterpädagogin und Auftritts-Expertin Sarah Verny beim letzten Rudel-Workshop. Nur, was ist eine geeignete Ruheposition, die dann nicht aussieht, als würde frau beten oder von einer Kanzel sprechen?

Apropos Kanzel – die berühmte Ruheposition von Ex-Kanzlerin Angela Merkel – die Merkelraute – kann frau sich auch schlecht aneignen. «Wichtig ist, dass die Position oberhalb der Gürtellinie ist, so weckt man keine Aufmerksamkeit auf Körperteile, die frau wahrscheinlich nicht ins Zentrum rücken möchte.» Ob die Finger ineinander verknotet, oder die Hände wie zwei Schälchen ineinandergelegt werden, müsse frau ausprobieren. Es sollte sich gut anfühlen und einen nicht noch zusätzlich verunsichern.

Filzstifte oder Moderationskarten

Für all diejenigen, die sich dabei etwas unbeholfen vorkommen, so wie ich, gibt es immer noch die Stift-Variante. Ein Kugelschreiber, ein Pointer oder ein Filzstift in einer Hand zur Beruhigung. Allerdings kann es nach Verny seltsam sein, wenn etwas über die ganze Zeit gehalten wird, um die Nerven zu beruhigen und den Händen eine Aufgabe zu geben, aber gar nicht verwendet wird.

Was deshalb für Verny fast noch besser ist, wären Moderationskarten. Die sind im Vergleich zu normalem Druckpapier genug dick, dass es nicht raschelt und haben eine angenehme Grösse. Zudem geben sie neben dem physischen Halt für die Hände auch die Sicherheit, dass alles, was frau sagen will, in ihren Händen liegt. Und sollten sie doch mal runterfallen, gilt es Ruhe bewahren und sie ruhig wieder einzusammeln

Übung macht die Meisterin

Aber: egal welche Ruheposition frau wählt, sie muss geübt sein, damit sie natürlich und nicht verkrampft herüberkommt. Dies gilt natürlich generell immer bei Präsentationen. Üben, üben, üben -am besten laut und vor kleinem Publikum. Und falls das Publikum fehlt, kann die Position der Hände auch gut vor dem Spiegel getestet werden.

Ich selbst habe mich für die nächste Präsentation für Moderationskarten entschieden und die weissen Grusskarten in der Papeterie gekauft. Für was entscheidet ihr euch?

Zur Übersicht22. August 2023
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«Der perfekte Beitrag über ungesunden Perfektionismus»

Autorin: Stefanie Rübenacker

Mich überrascht immer wieder, wie das das Leben so spielt. Wie es uns IMMER WIEDER den Spiegel vorhält und nicht lockerlässt, bis wir die Lektion auch wirklich verstanden haben. Einfach Zeit verstreichen lassen, gilt nicht: The only way out is through. Genau so ging es mir mit dieser Kolumne zum Thema «Perfektionismus».  In der Redaktionssitzung habe ich dem Team gross verkündet, einen Beitrag zu schreiben: «Wie wir ungesunden Perfektionismus überwinden». Ich war überzeugt, kürzlich grossartige Erkenntnisse dazu gehabt zu haben und verspürte das starke Bedürfnis, meine Weisheit mit allen zu teilen. In meiner Vorstellung war der Beitrag bereits geschrieben, meine Erlebnisse, Einsichten und Ratschläge schlüssig und spritzig zusammengefasst. Eine Portion Barbara Bleisch mit einer Prise Gülsha. Tiefgründig und doch mitten aus dem Leben. Entsprechend begeistert reagierte auch das Team auf meinen Vorschlag. Eine Kolumne zu Perfektionismus – grossartige Idee!

Ich öffnete noch am gleichen Tag euphorisch mein Word. Das digitale Blatt Papier weissstrahlend vor mir, der Curser erwartungsvoll blinkend. Durch meinen Kopf blitzten dutzende Ideen. Ich wollte alles unterbringen. Ich wollte den perfekten Beitrag schreiben. DEN PERFEKTEN BEITRAG ÜBER UNGESUNDEN PERFEKTIONISMUS. Touché. Es bedarf nicht viel Kombinationsgabe, um jetzt schon zu ahnen, dass es natürlich nicht dazu kam. Anstatt einfach loszulegen, drehte und wendete ich jedes Wort, weil mir einfach keines zusagte. Sobald ich ein bis zwei Sätze runtergetippt hatte, drückte ich die DELETE-Taste, als ging es um mein Leben. Bis ich irgendwann erschöpft und frustriert den zuklappte. Ein bisschen Zeit vergehen lassen, ist bestimmt eine gute Idee. Schreibblockaden kennen selbst die erfolgreichsten Autor*innen … Wie es so ist mit diesen Spiegeln des Lebens, erkennen wir sie selten dann, wenn wir geradeaus in sie hineinstarren.

Zwei Tage liess ich meine Schreibblockade ruhen, bis ich den nächsten Versuch wagte. Das digitale Blatt Papier immer noch strahlendweiss, der Cursor inzwischen fast vorwurfsvoll blinkend. Dieses Mal versuchte ich es mit einer anderen Herangehensweise. Bevor ich zu schreiben anfing, recherchierte ich. Darin war ich gut. Schliesslich habe ich ein ganzes Semester lang «wissenschaftliches Arbeiten» gelernt. Ich klickte mich also durch Psychologie-Blogs, Master- und Bachelorarbeiten und Studienpaper rund um Perfektionismus und mit jeder Lektüre verlor ich ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Wusste ich überhaupt genug, um einen Beitrag über Perfektionismus zu schreiben? Wie wissenschaftlich muss eine Kolumne eigentlich sein? Gibt’s solche Beiträge nicht eh schon zur Genüge? Vielleicht muss ich mein ganzes Vorhaben über den Haufen schmeissen – das war der letzte Gedanke, bevor ich das Worddokument wieder schloss. Und dieses Mal blieb es ein paar Tage länger zu.

Während ich immer ernsthafter mit dem Gedanken spielte, das Vorhaben abzubrechen und möglichst alle anderen auch noch so nichtigen Aufgaben vorzog, trudelte eine Mail von meiner Teamkollegin rein: «Ich freu mich auf deinen Beitrag über Perfektionismus». Mist. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. Schlimmer noch als meinen Erwartungen nicht gerecht zu werden, ist nur, anderer Erwartungen nicht gerecht zu werden. Aha. Kam mir das nicht irgendwie bekannt vor? Ich schloss die Augen, atmete tief und lächelte liebevoll über so viel Metaebene, über so viel vorgehaltenen Spiegel. Während ich einen Beitrag über ungesunden Perfektionismus schreiben wollte, stand mir also nichts Geringeres im Weg als mein eigener ungesunder Perfektionismus.

Nun sitze ich also hier und öffne noch einmal das Word. Eine ganz neue Datei, ohne gemeinen Cursor. Und ich beginne zu schreiben. Einfach drauflos. Die perfekten Wörter fliegen mir immer noch nicht zu, auch die Sätze kommen ungeschliffen. Doch ich weiss, da muss ich durch. Und es fühlt sich ziemlich gut an. Denn das wollte ich eigentlich mit dieser Kolumne weitergeben. Aus Angst davor, Erwartungen nicht zu erfüllen, nicht gut genug zu sein, angreifbar zu werden, mache ich oft NICHTS. Dadurch stehe ich mir und vor allem meinen Wünschen und Zielen im Weg. Ich fürchte mich so sehr vor Urteilen anderer, dass ich schon Bewerbungen auf Traumstellen nicht abgeschickt, Arbeiten zu spät eingereicht oder Personen nicht angesprochen habe. Ich versuche, alle möglichen Kritikpunkte, Meinungen und Reaktionen vorherzusehen, bis ich fast durchdrehe. Ich stehe damit aber nicht nur mir und meinen Wünschen im Weg, sondern auch spannenden Diskussionen, befruchtendem Austausch und Innovation. Denn Perfektionismus hinter mir lassen, habe ich nicht zuletzt auch im Design Thinking gelernt: Ideen möglichst früh eine Form geben, so werden sie konkret und können diskutiert, widerlegt, weiterentwickelt oder umgesetzt werden. Das lässt sich auch auf persönliche Anliegen und Vorhaben übertragen. Prototyping als Therapieform quasi. Einfach mal loslegen, die Bewerbung schicken, die Arbeit abgeben, die Person ansprechen, oder den Beitrag schreiben. Vielleicht erhalten wir eine Absage, ernten ein Naserümpfen oder Kopfschütteln. Vielleicht aber auch nicht.

Zur Übersicht15. Juni 2023
Rudel-Kolumne Banner Seine Stärken kennen dank VIA-IS Persönlichkeitstest

«Was sind Ihre persönlichen Stärken?»

Von Stefanie Rübenacker

Sie gilt als Klassiker unter den Bewerbungsfragen, die Frage nach den persönlichen Stärken und Schwächen. Und obwohl viele Recruiter*innen inzwischen immer mehr auf authentischere Gesprächsführung setzen, tun wir immer noch gut daran, uns auf die Gretchenfrage vorzubereiten: Um unnötiges Stottern im Bewerbungsgespräch zu verhindern, vor allem aber, um uns selber unseren Stärken bewusst zu sein und diese zu leben.

Weshalb wir die eigene Leistung minimieren

Während wir persönliche Schwächen oft im Schlaf aufzählen können, fällt es uns meist schwer, eigene Stärken zu kennen oder gar zu benennen. Gemäss diversen Studien (z.B. «Gender Differences in Self-Promotion» von Kieran Snyder 2018) gibt es Hinweise darauf, dass gerade Frauen eher dazu neigen, ihre Stärken herunterzuspielen oder zu verbergen. Frauen tendieren dazu, ihre Leistungen zu minimieren, um nicht arrogant rüber zu kommen oder, um gängigen Stereotypen gerecht zu werden – also z.B. um «weiblich» zu gelten. Hinzu kommt, dass Frauen aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen oder der kritischen «inneren Stimme» eher an sich selber zweifeln.

Das wahre Potential zeigen

Solche Unsicherheiten hindern uns oft daran, unser volles Potential auszuschöpfen. Und genau darum ginge es doch in Bewerbungsgesprächen: Mit unserer Persönlichkeit überzeugen. Wir wollen uns nicht anders darstellen, als wir sind, sondern unser wahres Potential zeigen. Selbstbewusstes Auftreten bedeutet, dass wir in unsere Fähigkeiten und in unser Wissen vertrauen. Das zeigt den Arbeitgeber*innen, dass wir uns wohl fühlen und in der Lage sind, Herausforderungen einzuschätzen, anzunehmen und zu meistern. Und selbstbewusstes Auftreten ist eine Fähigkeit, die wir erlernen und entwickeln können.

VIA IS – ein Tool der positiven Psychologie

Barbara Coray, Berufs- Studien- und Laufbahnberaterin im biz Oerlikon empfiehlt den VIA-IS Persönlichkeitstest, um die eigenen Stärken zu erkennen. Der Test basiert auf der positiven Psychologie und wurde unter der Leitung der beiden Psychologen Dr. Martin Seligman und Dr. Christopher Peterson entwickelt. VIA steht für «Values in Action», IS für «Inventory of Strengths». «Es geht darum, die individuellen Stärken zu identifizieren und einzusetzen, um die eigenen Werte und Überzeugungen in die Tat umzusetzen», erklärt Barbara. Der VIA-IS ist ein Selbsttest mit 120 Fragen. Die Fragen basieren auf 24 Charakterstärken folgender Kategorien: Weisheit und Wissen, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mässigung und Transzendenz.

Signaturstärken kennen und leben

Nachdem der Test abgeschlossen ist, erhält man als Resultat die 24 Charakterstärken sortiert nach ihrer Bedeutung für die eigene Persönlichkeit. Denn grundsätzlich haben alle Menschen alle 24 Charakterstärken. Als nächsten Schritt wird anhand der «Top 7» festgelegt, welche Stärken die persönlichen «Signaturstärken» sind. Jeder Mensch hat 3-7 Signaturstärken, also Stärken, die besonders zentral für eine Person sind und deren Ausübung als erfüllend empfunden wird. Barbara Coray ergänzt: «Den eigenen Signaturstärken können wir auch auf die Spur kommen, indem wir uns folgende Fragen stellen: Bei welchen Stärken fühle ich mich  besonders glücklich, stark und bestätigt? Welche Stärken entsprechen meinem innersten Wesen?»

Je mehr Möglichkeiten wir finden um diese «Signaturstärken» in den Alltag und ins Berufsleben zu integrieren, desto zufriedener sind wir und desto wohler fühlen wir uns.

Beispiel eines Ergebnisses vom VIA-IS Stärkentest

Profil schärfen und vorbereitet ins Bewerbungsgespräch

Der VIA-IS Test eignet sich also gut, um sich auf ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten: «Wir lernen damit unsere persönlichen Stärken kennen und können  Beispiele aus dem Leben vorbereiten, in denen uns diese Eigenschaften geleitet haben. Um überzeugend rüber zu kommen, hilft es nämlich, in Vorstellungsgesprächen von konkreten Erfolgen berichten zu können», so Barbara Coray.

Das Beantworten der 120 Fragen benötigt etwas Zeit. Wenn das aber dazu beitragen kann, dass wir nicht nur unsere Traumstelle ergattern, sondern, dass Frauen sich ihrer Stärken besser bewusst sind und wissen, wie sie diese einsetzten können, lohnen sich diese Minuten allemal.


Barbara Coray ist Berufs-, Studien-, und Laufbahnberaterin im biz Oerlikon und eine unserer Rudel der Löwinnen-Mentorin. Zuvor hat sie unter anderem als Recruiterin gearbeitet und ist Expertin in Sachen Bewerbungsprozess. In der Laufbahnberatung empfiehlt sie gerne den VIA-IS Stärkentest als Tool zur Selbstreflexion. Eine Laufbahnberatung kann im Verlauf eines Berufslebens in verschiedenen Situationen hilfreich sein, beispielsweise beim ersten Berufseinstieg nach einem Studium oder zur beruflichen Neuorientierung.

Der VIA-IS Stärkentest ist kostenlos und online zugänglich, z.B. über die Universität Zürich: https://charakterstaerken.org

Mehr Infos zu persönlichen Beratungsgesprächen bei der Laufbahnberatung des Kantons Zürich findet ihr unter: www.zh.ch/de/bildung/berufs-studien-laufbahnberatung/laufbahnberatung.html

Zur Übersicht12. Januar 2022
Rudel-Kolumne Banner Mentorinnen-Rat

Entscheiden ohne zu leiden

Lehre oder Gymi? Zwischenjahr oder direkt weiter? Reisen oder jobben? Ausziehen oder Hotel Mama? WG oder Studentenheim? Jugendliche und junge Erwachsene müssen so viele Entscheidungen fällen wie in keinem anderen Lebensalter. Dabei fehlt ihnen oft noch die Erfahrung im Umgang mit Entscheidungen. Eine kleine Anleitung von Martina Wider, Mentorin beim Rudel der Löwinnen, wie es dennoch klappen kann.

Wer schon einige Jahrzehnte Entscheidungen getroffen hat, hat meistens zwei grundlegende Erfahrungen damit gemacht. Erstens: Es gibt kein richtig oder falsch. Und zweitens: Die allermeisten Entscheidungen sind nicht endgültig. Wer das ein paar Mal selbst erlebt hat, findet Entscheidungen zunehmend einfacher.

Richtig oder falsch gibt es nicht

Richtig oder falsch? Bei grossen Entscheidungen wie zum Beispiel Lehre oder Gymi ist es unmöglich, zum Entscheidungszeitpunkt zu wissen, wie die gewählte Lehre oder der spezifische Ausbildungsgang in einem Gymi wirklich aussehen und einem gefallen wird. Natürlich soll ich mir so viele Informationen dazu wie möglich suchen, aber dennoch muss ich mir auch vor Augen halten, dass es Faktoren gibt wie Lehrmeisterin, Lehrer, Klassenkameradinnen und die eigene Entwicklung, die ich zum Zeitpunkt des Entscheids noch gar nicht kennen kann, da kann ich nachfragen und recherchieren, so lange ich will. Also reicht es absolut, nach Einholen der Informationen auf mein eigenes Bauchgefühl zu hören und denjenigen Weg zu wählen, der mich mehr anzieht. Richtig oder falsch gibt es nicht, nur attraktiv genug, damit ich für den Moment «ja» zu einer Entscheidung sagen kann. Beim Spüren des Bauchgefühls helfen mir persönlich: Gespräche mit andern, Spaziergänge, Meditation – und backen. Ein herrlich achtsamkeitsfördernder Zeitvertreib!

Es ist okay, sich umzuentscheiden

Entscheidungen sind zudem nicht endgültig. Es kann sein, dass ich nach ein paar Monaten Gymi oder Lehre merke, dass mir diese Ausbildung nicht zusagt. Das weiss ich, weil ich nun die konkrete Situation kenne und spüre, dass es aus dem einen oder anderen Grund doch nicht passt. Das ist okay. Sowas passiert allen Menschen immer mal wieder mit Entscheidungen. Bloss, weil ich zu einem gewissen Zeitpunkt «ja» zu etwas gesagt habe, heisst das nicht, dass ich für alle Zeit dabei bleiben muss. Ist doch toll, dass wir im Laufe des Lebens immer schlauer werden! Es zeugt von Stärke, wenn ich das zugeben und mir den Raum für eine Umentscheidung nehmen kann. Ich habe oft gestaunt, wie einfach es schliesslich war, eine Entscheidung anzupassen, und welche alternativen Lösungen sich auftaten, sobald ich ihnen Raum gegeben hatte. Es geht nämlich immer auch anders, als man ursprünglich denkt.

Irgendwann kommen wir an einem Ort an, an dem es uns wohl ist

Früher ging ich davon aus, dass die meisten Menschen ihr Leben nach einem bestimmten Plan angehen und leben. Ich meinte, alle anderen wüssten stets, was als nächstes kommen sollte, und würden es zielstrebig angehen. Was für ein Irrtum! Nur ganz wenige Menschen wissen in einem frühen Alter, was sie genau mit ihrem Leben machen wollen und gehen dann Schritt für Schritt dieser Bestimmung nach. Die grosse Mehrheit von uns hat zwar eine allgemeine Idee, wo es hingehen könnte, aber auf unserem Weg dahin lassen wir uns treiben und lenken von Zufällen und Begegnungen und sind meistens ganz zufrieden damit. Irgendwann sind wir dann an einem Ort angekommen, an dem es uns wohl ist, ohne dass wir allzu viele bewusste Entscheide für diesen Zielpunkt gefällt hätten.

Gut zu wissen: Im Nachhinein tun wir jedoch meistens so, als hätten wir es immer gewusst. Wir legen unseren Lebenslauf vor und erzählen die einzelnen Stationen, als wären sie von Anfang an so geplant gewesen, obwohl sie sich erst unterwegs ergeben haben. Wir sind nämlich eigentlich schlechte Planer aber dafür super Geschichtenerzählerinnen!


Martina Wider ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe beim Amt für Jugend- und Berufsberatung. Im Rahmen unseres Rudel der Löwinnen-Mentoringprogramms unterstützt sie über ein Jahr eine junge Frau dabei, selbstbewusster in die Berufswelt einzusteigen. Davor war sie Gymnasiumlehrerin und hat beim Mittel- und Berufsschulamt diverse Projekte geleitet.

Zur Übersicht25. Oktober 2021
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Netzwerken: Qualität über Quantität

Autorin: Fiona Feuz

Vom Laptop zum Sitzungszimmer, vom Kaffee vor deinem PC zum Kaffee im Pausenraum aus der multifunktionellen Nespresso-Maschine – mit den Impfungen und Tests kehren die Live-Events zurück und damit auch unweigerlich das berufliche Netzwerken. Denn jede weiss: Netzwerken hilft, die Chancen in der Arbeitswelt zu verbessern. Oder wie jemand Unbekanntes mal sagte: Your network is your net worth.

Nur leider bin ich eine absolute Niete darin. Meist verschiebe ich mich nach einer Veranstaltung in eine Ecke des Raums und versuche möglichst unauffällig mein Glas Wein zu trinken oder ich klammere mich an die Personen, die ich sowieso schon kenne. Sehe ich jemanden, dessen Bekanntschaft ich wirklich spannend fände, traue ich mich nicht, diese Person anzusprechen. Und wenn ich mich dann doch überwinde, mit jemand „Fremden“ ins Gespräch zu kommen, dann weiss ich nicht, wie ich mich galant verabschieden und weitergehen kann, ohne der Person auf die Füsse zu treten – was meist zu unangenehmen Schweigeminuten führt. Dies kam auch vor ein paar Wochen bei einem Abend mit meinen Freundinnen nach einigen Gläsern Wein zur Sprache und dabei stellte sich heraus: Die meisten meiner Freundinnen kennen meine Situation bestens. Da stellt sich doch die Frage, ob wir Frauen einfach schlechter darin sind, erfolgreich zu netzwerken?

Geht es nach Karin Kreuzter, Professorin für Social Business der EBS Universität, ist das tatsächlich so. Und zwar deshalb, weil Frauen ihr Netzwerk weniger instrumentalisieren. Das heisst, wir haben zwar ein Netzwerk, aber wir würden dieses nicht zum eigenen Vorteil nutzen. Oft sind Frauen gar bereit, mehr in ihr Netzwerk zu investieren, als davon zu bekommen. Mein Kopf nickt automatisch, als ich diesen Artikel lese. Dies habe ich gerade letztens selbst erlebt – ich hatte eine rechtliche Frage und ein Freund von mir ist Anwalt. Aber ich benötigte meine ganze Überwindung, um ihn um Hilfe zu bitten, weil ich mir so vorkam, als würde ich ihn ausnutzen.

Auch Arbeitspsychologin Karin Kauffeld betont, dass Frauen mehr Mühe damit haben, ein Netzwerk zu nutzen, aber gut darin sind, ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Nur, Frauen fokussieren sich bei ihrem Netzwerk mehr auf Personen der gleichen Stufe, während Männer häufig Personen in höheren Positionen zu ihrem Netzwerk zählen. Auch hier nicke ich.

Aber wie ist es dann möglich, erfolgreich zu netzwerken? Gehe ich auf Google-Suche, entdecke ich unzählige Ratgeber und Ratschlag-Seiten. Tipps wie: Besuchen Sie Netzwerk-Veranstaltungen, gehen Sie bewusst auf Personen zu, lasse Sie sich von einer Freundin vorstellen, finde ich zuhauf. Aber da gibt es einen Tipp, der mir immer wieder ins Auge sticht: Knüpfe gezielt Kontakte. Es ist nicht wichtig, am Ende eines Apéros zehn Visitenkarten in seine Tasche zu stopfen – wer hat überhaupt noch Visitenkarten? Es ist nicht wichtig, wie eine Biene von Blume zu Blume zu hüpfen – sondern mit der einen Person zu sprechen, die du gerne kennenlernen möchtest. Qualität über Quantität sozusagen. Und das bedeutet, dass es nicht darum geht, nach einer Veranstaltung panisch schnell jemanden zu finden, mit der oder dem du sprechen kannst, sondern dass es total in Ordnung ist, sich einmal umzusehen und die Leute zu beobachten, ehe du eine Gruppe findest, die dich interessiert. Und dann gezielt darauf zugehen. So erscheint das Ganze nicht mehr ganz so einschüchternd. Darauf Prost!